
Entschlossen verteidigt der Aktivist Andrej Danilov auch im Exil die Rechte der indigenen Völker in Russland. Er musste vor Schikanen ins Ausland fliehen. Foto: Patrick Hürlimann/ GfbV Schweiz
Putins Krieg trifft auch Indigene in Russland -
Wir stärken mutige Menschenrechtler!
„Langsam verstehe ich, dass ich vielleicht nie wieder nach Hause zurückkehren kann. Das ist sehr traurig“, betont der Exil-Aktivist Andrej Danilov. Er ist Sámi von der Kola-Halbinsel und seit Anfang März in Norwegen. Indigene Akteure sind in Russland in großer Gefahr. Weil sie ihre Rechte verteidigen, drohen ihnen schwere Repressionen, viele mussten bereits fliehen. Und schon setzen Putins Behörden einfach Kreml-treue Indigene in wichtige Gremien ein. Doch diese „Interessensvertretung“ soll nicht widerstandslos über das Schicksal der indigenen Gemeinschaften entscheiden! Deshalb haben Indigene im sicheren Exil eine neue Organisation gegründet: Das „Internationale Komitee für den Schutz der Rechte der indigenen Völker Russlands“. Entscheidend für seine wichtige Arbeit wird sein, dass die Verbindung mit den in Russland verbliebenen mutigen Aktivistinnen und Aktivisten nicht abreißt. Nur so können Indigene im Exil die Forderungen ihrer Gemeinschaften lautstark und glaubwürdig vertreten. In dieser Notlage unterstützen wir von der Gesellschaft für bedrohte Völker die Indigenen in Russlands noch entschlossener.
Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass ihre Stimme nicht erstickt wird. Sichern wir so, dass sie weiterhin für ihre Rechte eintreten können. Bitte spenden Sie jetzt für unsere Menschenrechtsarbeit für die Indigenen in Russland und weltweit!
Ein Beispiel: So leiden die Indigenen auf Taimyr Größte Umweltkatastrophe der Arktis
Die Taimyr-Halbinsel ist die Heimat der indigenen Dolganen, Nenzen, Nganassanen, Ewenken und Enzen. Hier gibt es riesige unberührte Vorkommen von Kupfer, Nickel, Eisenerz, Kohle, Erdöl und Erdgas. Russland will und braucht diese Rohstoffe.
Das russische Unternehmen Nornickel investierte in Taimyr Milliardenbeträge in die Nickelproduktion, das wichtiger Bestandteil von Batterien für Elektroautos ist. Deutsche Unternehmen beziehen ihre Rohstoffe direkt von Nornickel. Nornickel gehört zu den profitabelsten Rohstoffförderern der Welt. Aufgrund vieler vorangegangener Unfälle gilt es als russisches „Skandalunternehmen“. Der verhängnisvollste geschah am 29. Mai 2020 in der Nähe der sibirischen Stadt Norilsk: 21.000 Tonnen Diesel fließen aus einem alten, verrosteten Tank in die Tundra und zwei Flüsse. Betroffen ist eine Fläche von 180.000m_ (das entspricht etwa 26 Fußballfeldern): Die schlimmste Umweltkatastrophe in der Arktis seit dem Kentern des Öltankers Exxon Valdez 1989.
Unsere indigenen Partner vor Ort berichten uns, dass die Vergiftung der Umwelt traditionellen Fischfang unmöglich gemacht hat. Es bleiben nur einige wenige Rentierbestände. Nichts ist mehr so, wie es war. Der Überlebenskampf für die Gemeinschaften ist sehr hart. Nornickel nutzt das aus und schmückt sich mit Kompensationszahlungen für betroffene Gemeinden nach vermeintlich vorbildlich durchgeführten Konsultationen. In Wahrheit kauft der Konzern indigene Stimmen. Viele wehren sich und kritisieren den Konzern. Doch der Staat steht an der Seite von Nornickel. Wer sich wehrt, wird massiv kriminalisiert.
So auch unsere Partner, deren Namen wir aus Sicherheitsgründen hier nicht nennen. Sie berichteten uns von nächtlichen Polizeirazzien in ihren Gemeinschaften. Willkürlich wurden Haushalte befragt, Rentierfleisch beschlagnahmt. Immer wieder fallen die Namen unserer Partner, ihrer Anführer. Sie seien der Grund der Untersuchungen. Seit einigen Wochen wissen wir auch: Gegen sie wird ein Strafverfahren eröffnet. Nicht das erste in ihrem Leben. Doch seitdem24. Februar, dem Beginn des Krieges gegen die Ukraine, werden Gesetze im Eiltempo verschärft. Es drohen nun jahrzehntelange Haftstrafen.
Unser langjähriges Engagement für Menschenrechte in Russland
Russland wird viele Milliarden Euro in die Erschließung neuer Rohstoffvorkommen in der Arktis investieren. Von den drastischen Auswirkungen betroffen ist ein Großteil der insgesamt 44 indigenen Völker im Norden Russlands und Sibiriens. Ihre rund 270.000 Angehörigen leben in diesem sehr sensiblen Ökosystem mit enormer Ausbreitung von der finnischen Grenze bis an den Pazifischen Ozean. Während der Russifizierung durch Schul- und Sprachenpolitik verloren viele von ihnen ihre Muttersprache. Sie leiden unter dem Klimawandel und dem Rohstoffboom. Russland hat keines der wichtigen internationalen Abkommen zum Schutz indigener Rechte ratifiziert, an das sich Staat und Unternehmen sonst halten müssten. Die Arktis ist für Russland sehr wichtig, um Rohstoffe zu erschließen. Indigene sind hier im Weg. Russland braucht die Rohstoffe der Arktis. Öl, Gas, Nickel, das alles ist eine Waffe zur Macht. Wirtschaftsinteressen stehen weit über den Rechten der Indigenen.
Mit Aktionen und Pressearbeit hat die GfbV schon lange auf die blutige Spur hingewiesen, die Putins menschenverachtende Politik verursacht – in Tschetschenien und Georgien, auf der Krim und jetzt in der Ukraine.
Schlaglichter auf unsere Aktionen seit 2005
2005: In Kamtschatka herrscht extreme Arbeitslosigkeit. Wir förderten den traditionellen Fischfang der indigenen Itelmenen mit dem „GfbV Fischerbootprojekt“.
2005: In Hannover gedenken Alt-Kanzler Schröder und Putin der Opfer des Nationalsozialismus –wir erinnern an die Toten in Tschetschenien und fordern: „Putin nach Den Haag! Völkermord und Vertreibung bestrafen!“
2005: Russlands Rolle bei der Versorgung des deutschen Energiemarktes wächst. Wir warnen vor einer ökologischen und humanitären Katastrophe für Chanten, Mansen, Nenzen und andere Indigene durch Erdöl- und Gasförderung.
2006: Kurz nach dem Mord an der russischen Journalistin Anna Politkowskaja demaskieren wir bei einer Veranstaltung in Dresden Putin als Boten des Todes.
2009: Wir zeichnen Oleg Orlov, Vorsitzender der russischen Menschenrechtsorganisation MEMORIAL, mit unserem „Victor-Gollancz-Preis“ aus. Er hat mutig schwerste Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien angeprangert.
2011: Wir weisen bei Inbetriebnahme der ersten Nord Stream-Pipeline darauf hin, dass durch die Gasförderung im Gebiet der indigenen Nenzen Tausende Quadratkilometer ursprünglicher Natur zerstört werden.
2013: „Putin ist ein lupenreiner Diktator, Frau Merkel!“ warnen wir und fordern Einsatz für die Bürger- und Menschenrechte in Russland. 2016 Bei Besuchen Putins in Deutschland protestieren wir lautstark gegen die illegale Krim-Annexion und seine verheerende Syrien-Politik.
2019: Seit fünf Jahren unter russischer Besatzung! Wir prangern das Leid der Krimtataren erst unter Stalin jetzt unter Putin an.
Was wir jetzt tun müssen – und können
Für Indigene in Russland werden wir mit unserer Arbeit darauf hinwirken, dass diese Vorhaben gelingen:
Unterstützung für Indigene im Exil:
Sehr viel muss nun getan werden, um die Menschenrechte der Indigenen in Russland wirksam zu verteidigen. Deren mutige Aktivistinnen und Aktivisten brauchen unser aller Hilfe mehr denn je. Ihre Spende ist bedeutender Teil dieser Hilfe. Vielen Dank!
Diese Kampagne wurde im Mai 2022 lanciert.
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