Die indigenen Feuerwehrfrauen aus der Chiquitanía kämpfen bis zur Erschöpfung gegen die Flammen. Foto: Wara Vargas Lara

In der Chiquitanía brennen die Wälder. Dichte Rauchwolken verdunkeln den Himmel. An vielen Stellen fressen sich Flammen rasend schnell durch das trockene Unterholz: Dem „Großen Haus“ der indigenen Völker im Nordosten Boliviens droht die Vernichtung. Verzweifelt kämpfen Freiwillige gegen die Flammen. Sie wollen ihr „Casa Grande“, ihr „Großes Haus“, schützen. Die Wälder sind ihr Zuhause und ihre Lebensgrundlage. Nardy Velasco koordiniert die Feuerwehrfrauen. Sie berichtet, dass die Angst vor einer ungewissen Zukunft alle beherrscht. Wie und wovon sollen sie leben, wenn die Wälder vernichtet, ihre spirituellen und kulturellen Stätten verbrannt sind? Die indigenen Feuerwehrleute sind auf sich allein gestellt. Hilfe von Behörden gibt es kaum, denn die unwiederbringliche Zerstörung der ökologisch so wertvollen Wälder unterstützt den Plan der Regierung für die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Hier soll industriell genutztes Agrarland entstehen. Die Rechte der dort ansässigen indigenen Gemeinschaften werden einfach ignoriert. Häufig werden beide Augen zugedrückt, wenn Bodenspekulanten und Großbauern absichtlich Feuer legen. Noch ist der erschöpfende Kampf der indigenen Chiquitanos gegen das absichtliche Niederbrennen ihrer Wälder nicht verloren. Doch ohne Unterstützung wird es ihnen kaum gelingen, ihr „Casa Grande“ zu retten. Sie brauchen unsere Hilfe!

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Landesrechte müssen geschützt werden!

Profitgier, Dürren und eine verfehlte Klimapolitik treiben die Zerstörung der Ökosysteme in vielen Ländern Südamerikas immer weiter voran. Leidtragende sind vor allem die indigenen Gemeinschaften, deren Rechte systematisch verletzt werden. „Ich bin sehr traurig, denn es scheint, als wollten sie die indigenen Völker mit diesen Bränden auslöschen“, sagt Nardy Velasco, die Repräsentantin der indigenen Gemeinschaften in Roboré im Nordosten von Bolivien. Die systematische Vernichtung der Wälder dient lukrativen Geschäften: Agrarindustrie und Bodenspekulanten setzen Wälder in Brand, um Land für Monokulturen oder als Spekulationsobjekt zu gewinnen. Auf der Suche nach neuen Flächen dringen sie mit Hilfe der Regierung in immer neue indigene Gebiete ein. Anstatt die indigenen Gemeinschaften zu schützen, agieren die nationalen Regierungen jedoch oft zum Vorteil von Großgrundbesitzern und Spekulanten. Der Schutz ihrer Landrechte ist deswegen eine zentrale Forderung der indigenen Gemeinschaften. Wir werden sie dabei unterstützen, die Achtung dieser für sie lebensnotwendigen Rechte durchzusetzen!

Nach einem Waldbrand in der Chiquitanía sind nur noch verkohlte Bäume übrig. Foto: Nardy Velasco

Indigene Völker in Südamerika durch Waldbrände in Gefahr

Indigene Völker in ganz Südamerika kämpfen vor allem in den heißen Trockenmonaten gegen immer katastrophalere Waldbrände. Die Asháninka und Guatós in Brasilien, die Yekuana in Venezuela, die Ayoreos in Paraguay und die Chiquitanos, Ayoreos, Guaraya und Monkoxi in der Chiquitanía – sie alle sind in Gefahr, weil ihre Lebensräume ausgebeutet werden. Für die indigenen Gemeinschaften sind die Waldbrände eine Katastrophe: Sie können ihren Lebensunterhalt mit traditionellen Methoden nicht mehr sicherstellen. Ihre einzigartigen Kulturen und Bräuche, die oft eng mit der Natur verbunden sind, drohen unterzugehen. Und auch für uns haben ihre Lebensräume eine große Bedeutung – werden die Wälder im Amazonas, im Gran Chaco und in der Chiquitanía zerstört, hat das auch Einfluss auf das Klima hier.

Indigene Gemeinden stehen vor dem Nichts

Hunderttausende Hektar Trockenwald in Bolivien sind den Flammen in diesem Jahr bereits zum Opfer gefallen. Ob absichtlich angezündet oder spontan entfacht – im Vergleich zu den Vorjahren hat die Zahl der Waldbrände 2024 bereits ein neues Rekordhoch erreicht. Die Folgen des Klimawandels sind so schmerzhaft spürbar. Die Zerstörung riesiger Waldflächen hat wiederum verheerende Auswirkungen auf das Klima. „Die Erde wird unfruchtbarer, es gibt mehr Trockenheit, weil der Wald verschwindet. Bäume, die seit über 100 Jahren dort standen, wurden vom Feuer vernichtet“, sagt Nardy Velasco. Ein Teufelskreis. Ganze Gemeinden im Chiquitanía-Trockenwald stehen bereits vor dem Nichts. In der Gemeinde San Lorenzo Nuevo hatten die Anwohner ein Projekt zur Wiederaufforstung des Waldes gestartet, Bäume wurden angepflanzt. Dann brach Feuer aus. „Von einem Tag auf den anderen war kein einziger Baum mehr da“, erzählt Nardy Velasco. Die Verzweiflung ist groß: „Das Einzige, woran die Mitglieder der Gemeinschaft noch denken können, ist, wovon sie leben und wie sie überleben sollen.“

Voller Einsatz für die indigenen Gemeinschaften: Nardy Velasco koordiniert die freiwilligen Feuerwehrfrauen und setzt sich für den Erhalt des Chiquitanía-Trockenwalds ein. Foto: Wara Vargas Lara

Wald schützen - Klima retten

Mit den Folgen der Brände werden die indigenen Gemeinschaften von den Behörden und der internationalen Gemeinschaft alleingelassen. Während über Förderprojekte viel Geld in den Amazonasraum fließt, sind die umliegenden Regionen nicht auf dem Radar der Öffentlichkeit. Dabei ist der Schutz des Ökosystems auch für das Weltklima von zentraler Bedeutung. Brennt der Chiquitanía-Trockenwald ab, gefährdet das das ökologische Gleichgewicht des Amazonas. Es drohen katastrophale Auswirkungen auf das globale Klima.

Das fordern wir:

  • Durchsetzung bestehender Umweltgesetze und Strafverfolgung derer, die für die illegalen Brandrodungen und illegale Landnahmen in Bolivien verantwortlich sind.

  • Schutz der Landrechte der indigenen Völker in der Chiquitanía.

  • Deutschland gibt jährlich Hunderte Millionen Euro für Projekte der Entwicklungszusammenarbeit in Südamerika aus. Bis 2029 sollen allein für die Amazonasregion 100 Millionen Euro fließen. Dieses Geld muss an die Bedingung geknüpft werden, dass die Rechte indigener Gemeinschaften auch in Zukunft gewahrt werden. Dabei muss dringend berücksichtigt werden, dass die Ökosysteme miteinander verbunden sind.

  • Partizipative, nachhaltige Klimaschutzmaßnahmen, die auf Augenhöhe mit den indigenen Völkern und Gemeinschaften entwickelt werden.

Das werden wir tun:

  • Wir werden von der bolivianischen Regierung Soforthilfe für die von den Waldbränden betroffenen indigenen Gemeinschaften einfordern.

  • Wir werden in Gesprächen, mit Briefen, Pressemitteilungen und Stellungnahmen bei den Gremien der Vereinten Nationen über die Lage der indigenen Völker informieren und so die bolivianische Regierung und die internationale Gemeinschaft dazu drängen, die Rechte indigener Gemeinschaften besser zu schützen.

  • Die Bundesregierung werden wir immer wieder auffordern, auch die Chiquitanía wieder in Klimaschutzprojekte aufzunehmen. Das Entwicklungsministerium muss seinen Einsatz für die indigenen Gemeinschaften verstärken.

Herzlichen Dank für Ihr Engagement und Ihre Hilfe!


Diese Kampagne wurde im September 2024 lanciert.