Nach ihrer Flucht aus Afrin haben Mutter und Tochter in einem Flüchtlingslager in Nord-Aleppo Zuflucht gefunden. Foto: Kamal Sido/GfbV
Mitten im Krieg stiften die mutigen Frauen der „Bana Group“ im Sudan Frieden. Sie schlichten Streit in den Dörfern, überzeugen Gegner, die Waffen niederzulegen. Statt Hass und Gewalt bringen sie Unterstützung und Trost. Ihre Arbeit ist Hoffnungsschimmer und Hilfeschrei zugleich: So viele Menschen drohen im Bombenhagel, an Hunger und Seuchen zu sterben, wenn die Weltgemeinschaft sich dort nicht endlich ernsthaft für Frieden einsetzt.
Auch anderswo machen außergewöhnliche Initiativen Mut: In den kurdischen Gebieten Nordsyriens, in denen die Menschen unter türkischer Besatzung und Schikanen der Islamisten leiden, baut der unabhängige Radiosender ARTA Brücken, statt zu spalten. ARTA sendet Programme in mehreren Sprachen und verteidigt so die Vielfalt in dieser Region.
Im Amazonasgebiet kontrolliert die indigene Organisation UNIVAJA immer wieder das Javari-Tal, um dort in freiwilliger Isolation lebende indigene Völker vor illegalen Eindringlingen und vor skrupellosem Raubbau an den Ressourcen zu schützen.
Angesichts der Tatenlosigkeit von Politik und breiter Öffentlichkeit, die oft genug die Augen verschließen und Notleidende im Stich lassen, machen diese drei Initiativen im Sudan, in Nordsyrien und im Amazonasgebiet Hoffnung. – und Sie sind Keimzellen des Friedens seien sie auch noch so klein. Wir stehen ihnen als zuverlässiger Partner zur Seite genauso wie vielen anderen Minderheiten und indigenen Völkern. Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass es eine Zukunft in Vielfalt geben kann, die von Menschlichkeit und Respekt getragen wird.
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Der Sudan versinkt in Chaos und Gewalt, die Kriegsherren säen Hass und spalten die Gesellschaft. 25 Millionen Menschen sind von einer Hungersnot bedroht. In etlichen Flüchtlingslagern ist sie schon ausgebrochen. Mehr als zehn Millionen Menschen sind auf der Flucht. Eine Gruppe sudanesischer Frauen will diese Gewaltspirale, die ihr Land seit Jahrzehnten in Kriege und Konflikte stürzt, durchbrechen. Sie haben sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen – der „Bana Group for Peace and Development“. Die Arbeit der Frauen ist mühsam: Ihnen wird misstraut, sie werden bedroht, ihr Büro in Khartum wurde beschossen, um sie herum wütet der Krieg. Trotzdem gehen sie genau dorthin, wo Konflikte zu eskalieren drohen, wie in einem kleinen Dorf in Darfur im Westen des Sudan. Dort kam es immer wieder zu Gewalt zwischen verfeindeten ethnischen Gruppen. Den Dorfältesten war es nicht gelungen, zu vermitteln. Die Frauen bauten in vielen Gesprächen Vertrauen auf, vermittelten trotz Gräben, die unüberwindbar schienen – und diese schwierige Friedensarbeit gelang. In einem Gebiet, das neben der zentralen Region um die Hauptstadt Khartum am stärksten umkämpft ist, organisieren sie Gesprächskreise, überzeugen Menschen, ihre Waffen abzugeben. Bereits in der Revolution 2019 haben Frauen eine zentrale Rolle gespielt. Auch jetzt verbreitet sich ihre Botschaft: Immer mehr Frauen schließen sich der „Bana Group“ an.
Das tun wir:
Als GfbV arbeiten wir Seite an Seite mit der „Bana Group“, um endlich mehr Aufmerksamkeit für die entsetzliche Not im Sudan herzustellen und die Spirale der Straflosigkeit für schwere Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen zu durchbrechen. Wir helfen, Verbrechen zu dokumentieren, und unterstützen so auch die Arbeit der UN-Fact-Finding-Mission. Wir sorgen dafür, dass der mutige Einsatz der Frauen international stärker wahrgenommen wird. Denn sie brauchen Solidarität und Unterstützung. Für eine unserer sudanesischen Partnerinnen haben wir während der Sitzung des UN-Menschenrechtsrates in Genf im Herbst 2024 Gespräche mit Vertretern von UN-Mitgliedsstaaten organisiert. Wir informieren die Öffentlichkeit mit Veranstaltungen und führen Lobbygespräche, damit die Menschen im Sudan nicht länger von aller Welt vergessen werden.
Im Amazonas herrscht ein erbitterter Kampf um Ressourcen und Land. Schnell eskalieren die Konflikte zwischen Holzfällern, Drogenschmugglern, Agrar- oder Bergbaukonzernen und jenen, die sich ihren illegalen Machenschaften entgegenstellen. Skrupellos und mit roher Gewalt dringen die Konzerne immer tiefer in den Regenwald und damit auch in indigene Territorien vor, fällen Bäume, legen Feuer, um neue Agrarflächen zu erschließen, und verseuchen die Natur beim Abbau von Metallen. Immer häufiger geraten auch indigene Völker, die in freiwilliger Isolation leben, ins Kreuzfeuer. Die Sichtungen solcher Völker haben in diesem Jahr zu genommen – ein Alarmsignal. Denn nur im Notfall geben sie ihre bewusst gewählte Isolation auf.
Im Javari-Tal an der Grenze zwischen Brasilien und Peru gibt es etwa 16 in freiwilliger Isolation lebende Völker. Um sie zu schützen, haben sich andere indigene Vertreterinnen und Vertreter zusammengeschlossen. „Wir indigenen Völker aus dem Javari-Tal müssen zusammen halten“, betont Beto Marubo, der Vertreter der Marubo im brasilianischen Bundesstaat Amazonas. Mit der Organisation UNIVAJA nimmt er eine Vermittlerrolle ein und hat ein Netzwerk der Solidarität geschaffen. Regelmäßig fahren Mitarbeiter in das Gebiet, um es vor illegalen Eindringlingen zu schützen. „Mit unserem Einsatz schützen wir genau jene Gebiete, wo in freiwilliger Isolation lebende indigene Völker ansässig sind. Das ist vielen ein Dorn im Auge. Doch wir geben nicht auf, auch wenn die Arbeit gefährlich ist“, sagt Beto Marubo.
Das tun wir:
Alle, die bei mitarbeiten, sind großer Gefahr UNIVAJA ausgesetzt. Als Partnerorganisation verbreiten wir die Nachrichten aus dem Javari-Tal weiter, schlagen Alarm, wenn unmittelbar Gefahr droht und üben Druck auf Politiker aus. Wir dokumentieren die Rechtsverletzun gen, setzten uns mit der deutschen Botschaft in Verbindung, um Schutzmaßnahmen zu organisieren und besuchen UNIVAJA immer wieder vor Ort, um Informationen zu sammeln und zu besprechen, wie wir sie am besten unterstützen können. tut ihr Bestes, um das „UNIVAJA Territorium der indigenen Völker in dieser Region zu schützen. Sie als Indigene können das am besten und signalisieren mit ihrer Arbeit jeden Tag: Wir werden für unsere Rechte und den Schutz aller indigenen Völker kämpfen, die in diesem Territorium leben und beschützt werden müssen. Wir werden es nicht zulassen, dass wir Bedrohungen ausgesetzt werden, die uns das Leben kosten und unsere Völker zerstören“, berichtet GfbV Referentin Eliane Fernandes.
Im Nahen Osten sind Minderheiten seit Jahrzehnten brutaler Verfolgung ausgesetzt. Auch dort sorgt eine Spirale des Hasses und der Gewalt dafür, dass Menschen um ihr Leben und das ihrer Familie fürchten müssen. Die kurdisch kontrollierten Gebiete in Nordsyrien waren eine Enklave der Hoffnung: Es herrschte Glaubens- und Religionsfreiheit. Doch seit dem Einmarsch türkischer Truppen verbreiten Islamisten auch hier Angst und Terror. Von der einstigen Vielfalt ist nichts mehrübrig, fast alle Christen und Yeziden wurden aus den türkisch besetzten Gebieten vertrieben. Viele von ihnen fanden im Nordosten des Landes Zuflucht: Dort gibt es noch einige selbst verwaltete Gebiete. Der Radiosender ARTA FM setzt sich von hier für Pluralismus und Völkerverständigung ein. Unter schwierigsten Bedingungen recherchieren die Redakteurinnen und Redakteure ihr Programm, das sie auf Kurdisch, Arabisch, Armenisch und Aramäisch senden. Statt weiterzuspalten, setzen sie sich dafür ein, Brücken zwischen den verschiedenen Religionen und Volksgruppen zu bauen, und sind so eine Stimme des Friedens für Nordsyrien.
Wir stehen fest an der Seite der religiösen und ethnischen Minderheiten im Nahen Osten und von Medien und Organisationen wie ARTA FM, die sich für Frieden und Pluralismus einsetzen. „ARTA ist ein wichtiges und außergewöhnliches Projekt. Der Sender ist nicht nur eine nicht staatlich gelenkte Informationsquelle, er bietet jungen Journalisten unterschiedlicher Volksgruppen und Religionszugehörigkeiten eine Zukunft und ein Zuhause.Gemeinsam setzen sie sich gegen Hassrede und für Völkerverständigung ein“, sagt GfbV-Referent Dr. Kamal Sido, der selbst aus Nordsyrien stammt. Immer wieder reist er in die Region, hält Kontakt mit Vertreterinnen und Vertretern religiöser und ethnischer Minderheiten und stärkt so ein Netzwerk der Verständigung und der Solidarität. Auch in Deutschland arbeiten wir eng mit Verbänden von Minderheiten, Volksgruppen und Religionsgemeinschaften zusammen, bauen Brücken und ermutigen andere, es uns gleichzutun. Die türkische Besatzung verurteilen wir scharf, machen mit Mahnwachen, Veranstaltungen und Publikationen auf das Unrecht und das Leid der Bevölkerung aufmerksam. Die Untätigkeit der deutschen Bundesregierung gegenüber dem NATO-Mitglied Türkei prangern wir seit Jahren an.
Diese Kampagne wurde im November 2024 lanciert.
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