Ägyptens Christen in Angst

Kopten vor Terror schützen

https://www.flickr.com/photos/pan_chaoyue/17155536665
Foto: Xinhua/Pan Chaoyue via Flickr

Weinend läuft der Diakon mitten im Sonntagsgottesdienst auf ihn zu. Da ahnt Bischof Anba Damian im koptischen Kloster Brenkhausen schon, dass etwas Schreckliches passiert sein muss. Unter Tränen berichtet sein Mitarbeiter, in der Petrus-und-Paulus-Kirche in Kairo sei eine Bombe explodiert. Verwandte von ihm seien getötet worden. Er wisse noch nicht genau, wie viele. Einige würden noch vermisst. Es ist der 15. Dezember 2016. Dem Selbstmordanschlag sind vor allem betende Frauen und Mädchen zum Opfer gefallen. 27 Tote und 40 Verletzte, lautet die traurige Bilanz einige Tage später. Am Palmsonntag, den 9. April 2017, werden in Kairo und Tanta wieder Terroranschläge auf zwei gut besuchte Kirchen verübt. 45 Christen sterben. „Hört das denn niemals auf?“, fragt erschüttert Bischof Damian. Doch in seine Trauer mischt sich auch Empörung. Denn unter den Kopten wächst nicht nur die Angst vor terroristischen Attacken radikaler Islamisten. Sie fühlen sich auch als Bürger zweiter Klasse. So bedrückend ist die Diskriminierung, die sie im täglichen Leben ertragen müssen. Viele Kopten erwägen inzwischen, ihre Heimat für immer zu verlassen. Das wäre ein großer Verlust für das friedliche Miteinander der Kulturen und Religionen in der Region, gilt Ägypten doch als ein Zentrum des Christentums im Nahen Osten: Zehn Prozent seiner 92 Millionen Staatsbürger sind Kopten.

Wir setzen uns dafür ein, dass die koptischen Christen in Ägypten in Würde leben und ihren Glauben ohne Angst ausüben können. Wir wollen dazu beitragen, dass sie wirksam geschützt und endlich als gleichberechtigte Bürger anerkannt werden! Bitte unterschreiben Sie unsere Petition!

Terror im Urlaubsland

Die Pyramiden von Gizeh bewundern, eine Nilkreuzfahrt genießen oder im Roten Meer schnorcheln – Millionen Deutsche erinnern sich gern an ihren schönen Urlaub in Ägypten. Heute sind die Strände leer, die Souvenir-Verkäufer warten vergeblich auf Kundschaft und die Unzufriedenheit der vielen Menschen, die in der Tourismusbranche Arbeit fanden, wächst. Das wollten die Islamisten mit ihrem Bombenterror auch erreichen. Sie wollen Ägypten ins Chaos stürzen, Muslime aufwiegeln und alle Christen vertreiben.

„Sie schlachten uns ab wie Hühner.“
So drastisch erklärt ein Kopte auf dem Sinai, warum viele Christen aus dem Norden der Halbinsel fliehen. Nachdem dort innerhalb weniger Wochen sieben Kopten von Terroristen ermordet worden waren, ergriffen rund 180 koptische Familien im Februar 2017 die Flucht. In Bekennervideos kündigten radikale Islamisten an, den Sinai „christenfrei“ machen zu wollen.

https://www.flickr.com/photos/pan_chaoyue/17154874181/
Foto: Xinhua/Pan Chaoyue via Flickr

Diskriminierte ohne Rechte

Gezielt schüren radikale Islamisten Spannungen zwischen den Religionsgemeinschaften.
So verbreiteten sie im Dorf al Karam in Oberägypten das Gerücht, ein Kopte habe eine Liebesaffäre mit einer Muslimin. Daraufhin zündeten rund 300 aufgebrachte Muslime Häuser von Christen an, zerrten die 70 Jahre alte Mutter des Verdächtigen auf die Straße, rissen ihr die Kleider vom Leib und trieben sie durch den Ort. Die Täter glaubten, sie hätten nicht viel zu befürchten, weil Übergriffe gegen Kopten nur selten geahndet werden. Aber der Vorfallmachte Schlagzeilen und Rechtsanwälte sowie Menschenrechtsorganisationen erreichten eine Wiederaufnahme des Verfahrens, nachdem es längst eingestellt worden war.

Obwohl viele Muslime noch immer ein gutes Verhältnis zu ihren koptischen Nachbarn haben, werden Übergriffe doch häufiger. Häuser von Kopten gehen in Flammen auf, Kirchen werden entweiht oder Christen fälschlich der Blasphemie beschuldigt. Statt Schutz und Gerechtigkeit zu bekommen, werden Kopten von den Behörden häufig zur vermeintlichen „Versöhnung“ mit ihren Angreifern gezwungen. Streit gibt es auch oft um den Bau von Kirchen in dem überwiegend muslimischen Land. Ein neues Gesetz sollte das Verfahren vereinfachen, diskriminiert Christen aber erneut.

Auch im öffentlichen Leben erfahren Kopten nach Jahrzehnten der Arabisierung und Islamisierung viel Ausgrenzung. In führenden Positionen bei Polizei, Armee, Justiz und Verwaltung sind sie kaum vertreten.

Unterdrückung Andersdenkender

http://www.rogeranis.photo/
Foto: © Roger Anis

Die schwierige Lage der Christen hat sich seit Amtsantritt von Staatspräsident Abdel Fattah al Sisi nicht verbessert.
Seine Zusicherungen, ihnen zu helfen, blieben leere Versprechungen. Wenn sich al Sisi als toleranter Muslim darstellt, will er vor allem sein schlechtes Image in Europa aufbessern. In Ägypten ist er gefürchtet wegen seines brutalen Vorgehens gegen Oppositionelle. Rund 70.000 Menschen hat er aus politischen Gründen verhaften lassen, 2.000 wurden zum Tode verurteilt. Nichtregierungsorganisationen werden mundtot gemacht.

Auch Kopten leiden unter Willkür und Menschenrechtsverletzungen. So wurden 13 Kopten Ende März 2017 in einem Dorf in Mittelägypten verhaftet, weil sie gegen die Untätigkeit der Polizei protestierten. Eltern hatten die Entführung ihrer Tochter angezeigt und wochenlang wurde nichts unternommen, um das Mädchen zu finden. Junge Koptinnen werden oft von Muslimen entführt, um zwangsverheiratet zu werden. Dass Kopten keine Vorzugsbehandlung bekommen, zeigt auch der traurige Fall des Fischhändlers Magdy Makeen. Nach einem Streit mit Polizisten wurde der Christ im November 2016 festgenommen. Wenige Stunden später war er tot. Er wurde im Polizeigewahrsam erschlagen.

Das fordern wir

Absolute Sicherheit vor Terroristen gibt es nicht.
Aber Ägypten kann den Schutz der Kopten verstärken und das Wachpersonal besser ausrüsten. Die Verhängung des Ausnahmezustandes nach den Anschlägen ist jedoch kaum hilfreich. Das bietet radikalen Islamisten nur die Gelegenheit, die Christen als Unterstützer des verhassten Staatspräsidenten darzustellen und sie für sein brutales Vorgehen gegen Oppositionelle verantwortlich zu machen. Stattdessen sollte die Regierung klare Zeichen setzen, dass Kopten gleichberechtigte Bürger sind. Ägypten muss sich dazu bekennen, dass es ein muslimisches und christliches Land ist und niemand aufgrund seiner Religion ausgegrenzt werden darf. Nur so kann der Exodus der Kopten aus ihrer Heimat langfristig verhindert werden.

https://www.flickr.com/photos/orhamilton/6230917849/in/dateposted/
Foto: Omar Robert Hamilton via Flickr (gespiegelt)

Das tut die GfbV:

Mit Presseerklärungen, Dokumentationen, Mahnwachen, Interviews, Diskussions- und Vortragsveranstaltungen machen wir seit Jahren auf die Diskriminierung und Gewalt gegen Kopten aufmerksam. Nachdrücklich forderten wir die Abschaffung der umstrittenen Blasphemie-Vorschriften, eine Reform der Regeln für den Kirchenneubau und eine nachhaltige Beachtung des Rechts auf Glaubensfreiheit in Ägypten. Lange ignorierte die deutsche Bundesregierung aus Rücksicht auf Ägyptens Machthaber die schwierige Lage der Kopten. Wir konnten dazu beitragen, dass jetzt offen über ihre Diskriminierung gesprochen wird. Führende deutsche Politiker griffen unsere Appelle auf und setzten sich in Gesprächen mit der ägyptischen Regierung für die religiöse Minderheit ein oder sie folgten unserem Aufruf, persönlich das Gespräch mit koptischen Christen in Deutschland zu suchen. So besuchten sie Bischof Damian im Kloster Brenkhausen an der Oberweser und sicherten den Kopten Unterstützung zu. Wenn koptischen Christen in Ägypten bei Behördenwillkür und Straftaten Gerechtigkeit verweigert wird, verstärkten wir den Druck aus dem Ausland, damit die Verantwortlichen bestraft werden. Darüber hinaus warben wir für Hilfsprojekte zugunsten verarmter koptischer Müllsammler, die auf den Deponien im Großraum der Hauptstadt Kairoumihr Überleben kämpfen.

Jetzt werden wir:

  • Partnerschaften zwischen Kirchengemeinden, Schulen, Universitäten und koptischen Gemeinden in Ägypten anregen;
  • im Luther-Jahr mit öffentlichkeitswirksamen Menschenrechts-Aktionen auf die anhaltende Bedrohung von Christen im Nahen Osten aufmerksam machen;
  • gemeinsam mit internationalen Menschenrechtsorganisationen vom Europäischen Parlament Initiativen für die Beendigung der Diskriminierung der Kopten fordern, auch an den Weltkirchenrat und den Papst werden wir mit dieser Bitte herantreten;
  • den UN-Hochkommissar für Menschenrechte und den UN-Sonderberichterstatter für Religionsfreiheit dazu auffordern, sich für eine Gleichstellung der Kopten in Ägypten und für ein Ende der Straflosigkeit für Übergriffe auf die Minderheit einzusetzen.

Bitte unterstützen Sie unsere Kampagne und tragen Sie mit ihrer Unterschrift dazu bei, dass die Kopten wirksam geschützt und endlich als gleichberechtigte Bürger anerkannt werden!

Senden Sie unser Info- und Aktionsblatt "Ägyptens Christen in Angst - Kopten vor Terror schützen" an Freunde und Bekannte: Info- und Aktionsblatt

Sie können das Faltblatt und die Postkarte auch kostenlos in unserem Online-Shop (Kategorie: Aktionsmaterial) bestellen: Zum Shop


Bitte tragen Sie zu unserer Menschenrechtsarbeit für bedrohte Völker mit einer Spende bei.

Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft

(IBAN)DE68 2512 0510 0000 708090

(BIC) BFSWDE33HAN

Herzlichen Dank!


Die Kampagne wurde im Mai 2017 lanciert.