Landraub und Gewalt gegen Indigene im Regenwald

Vertreter der Kayapó, Kayabi, Apiaká, Rikbatska, Enawê-nawe und anderen indigenen Völkern machten 2012 in Rio de Janeiro auf die Folgen des Belo-Monte-Staudamms aufmerksam. Foto: Brent Millikan/International Rivers via Flickr

Immer schneller schrumpft der Amazonas–Regenwald. Urwaldriesen werden auch auf indianischem Land abgeholzt, um dort Soja, Mais und Zuckerrohr anzubauen. Daraus werden u.a. Biodiesel und Futtermittel auch für deutsche Massentierhaltung hergestellt. Jährlich werden ca. 34 Millionen Tonnen Soja in die EU verschifft. Auf einer Fläche, die fast so groß ist wie Deutschland, dehnen sich in Brasilien Soja-Monokulturen aus. Riesige Waldflächen verschwinden in Stauseen, werden für Viehweiden und Ölpalmplantagen kahlgeschlagen. Die Satellitendaten des brasilianischen Nationalinstituts für Weltraumforschung (INPE) zeigen, dass dort zwischen 2002 und 2013 161.000 Quadratkilometer Regenwald abgeholzt wurden. Das ist trauriger Weltrekord. Experten berechneten, dass der Amazonasregenwald wenn sich nichts ändert im Jahr 2030 zu 40 Prozent zerstört sein wird. Sie befürchten, dass dadurch bis zu 100 Milliarden Tonnen CO2 freigesetzt werden - mit verheerenden Folgen für das Weltklima.

Die Verfassung Brasiliens garantiert den indigenen Völkern das Recht auf das traditionell von ihnen besiedelte Land, die Respektierung ihrer sozialen Organisationen, Kultur, Sprachen und Religionen. Das Land liefert ihnen Wasser, Nahrung, einen Ort zum Leben. Es ist ihre Kirche und ihr Supermarkt. Derzeit gibt es in Brasilien 690 anerkannte indigene Gebiete. Davon befinden sich 98 Prozent in Amazonien. Doch sogar die entlegensten Regionen sind bedroht. Die Regenwaldbewohner werden immer öfter von illegalen Holzfällern, Agrarkonzernen oder Öl- und Gasfirmen gewaltsam vertrieben. 2014 starben allein 138 indigene Umweltaktivisten bei Auseinandersetzungen um Land. Armut und Landraub haben viele Indianer in die Elendsviertel der Städte getrieben. Die umstrittene Verfassungsänderung PEC 215 will die Landrechte indigener Völker weiter schwächen und aushöhlen.

Die Referentin für indigene Völker der Gesellschaft für bedrohte Völker, Yvonne Bangert, beschreibt in diesem Beitrag die Situation und Arbeit von indigenen Menschenrechtlern in Brasilien. Tipp: Sie können sich den Beitrag auch herunterladen und später offline anhören.

Staudämme vertreiben Indigene

Brasilien deckt fast 80 Prozent seines Strombedarfs durch Wasserkraft. Doch klimafreundlich sind Staudämme nicht. Denn die überflutete Vegetation verrottet unter Wasser und riesige Mengen Methan werden freigesetzt, mit fatalen Folgen für die Klimaerwärmung. Viele der Projekte entziehen Flussanwohnern die Lebensgrundlage und verstoßen gegen das UN-Recht indigener Völker auf Selbstbestimmung. Besonders umstritten war der Bau des Belo-Monte-Staudamms im nordbrasilianischen Bundestaat Pará. Er wurde im Mai 2016 geflutet und wird den fast 2000 Kilometer langen Rio Xingu aufstauen. Das Wasserkraftwerk wurde in Betrieb genommen. Als drittgrößter Staudamm der Welt hat Belo Monte gravierende ökologische und soziale Konsequenzen für mehr als 40.000 Menschen. Angemessen entschädigt werden sie nicht. Obwohl es die brasilianische Verfassung vorsieht, wurde beim Genehmigungsverfahren keines der zehn betroffenen indigenen Völker gleichberechtigt an den Entscheidungen beteiligt. Auch deutsche Konzerne wie Daimler, Siemens, Voith, Allianz und Münchner Rück profitieren von dem Projekt. Insgesamt gehen rund 1,3 Milliarden Euro Gewinn an europäische Konzerne.

Mehr als 80.000 Menschen werden von dem geplanten Staudamm São Luiz do Tapajós in Nordbrasilien betroffen sein, unter ihnen auch die Munduruku. Rund 37.600 Hektar Amazonaswald würden durch den Staudamm von der Landkarte verschwinden. Die Munduruku und viele weitere Flussanwohner müssten zwangsumgesiedelt werden, die Artenvielfalt ist bedroht. Doch mit ihrem Widerstand waren die Munduruku 2016 erfolgreich. Das Tapajos-Projekt wurde erst einmal gestoppt, nachdem die Behörde für indigene Angelegenheiten FUNAI Teile ihres Territoriums anerkannt hatte.


Bitte unterschreiben Sie unsere Petition an die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Dr. Bärbel Kofler, damit sie die brasilianische Regierung auffordert, den Amazonasregenwald und die Gebiete der indigenen Völker konsequent zu schützen!

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