Vertrieben und bedroht: Die Ashaninka im Grenzgebiet Brasilien/Peru

Immer wieder werden die Ashaninka von illegalen Holzfällern und von Drogenschmugglern heimgesucht. Mit brutaler Gewalt dringen diese von peruanischer Seite her in den unwegsamen Wald in Brasilien ein. Foto: Carolina Schneider

Die Ashaninka sind mit ca. 98.000 Angehörigen eines der größten indigenen Völker Südamerikas. Die meisten von ihnen leben im östlichen Regenwaldgebiet von Peru, rund 1.300 sind im Bundesstaat Acre in Brasilien ansässig. Von Kaffee- und Kautschukunternehmern vertrieben, flohen viele von ihnen schon im 19. Jahrhundert dorthin. Sie entgingen so knapp einer Welle von Versklavung, Krankheit und Gewalt. 90 Prozent der gesamten indigenen Bevölkerung wurden in dieser Zeit ausgelöscht. Doch auch heute noch sind die Ashaninka bedroht.

Immer wieder werden die Ashaninka von illegalen Holzfällern und von Drogenschmugglern heimgesucht. Mit brutaler Gewalt dringen diese von peruanischer Seite her in den unwegsamen Wald in Brasilien ein. Am gefährlichsten sind die Holzhändler. Sie bringen in Acre illegal gefällte Mahagonibäume oder Zedern über die Grenze nach Peru, um sie dort zu vermarkten. Da die Ashaninka die Wälder jedoch überwachen, werden sie oft von der Holzmafia bedroht. Schon 2011 hatten sich 15 Ashaninka-Gemeinschaften zusammengeschlossen, um die Machenschaften der Holzfäller zu dokumentieren und ein Überwachungssystem zu fordern. Doch 2014 wurden vier peruanische Ashaninka aus der Gemeinde Saweto auf dem Weg zur Ashaninka-Gemeinde Apiwtxa in Brasilien von Holzfällern ermordet. 



Zukunft aktiv gestalten

Die Ashaninka-Gemeinschaft Apiwtxa am Fluss Amônia in Brasilien, deren Land bereits 1992 anerkannt wurde, kämpft für eine friedliche Alternative zu Holzhandel und Drogenschmuggel. Sie ist Vorreiter im Umweltschutz. Nachhaltiges Wirtschaften steht bei ihr an erster Stelle. In vielen anderen Gemeinden in der Umgebung verstärken sich die Umweltprobleme aufgrund von Abholzung, Bränden, Überjagung und Überfischung. Das bekommen auch die Ashaninka zu spüren, denn sie können nicht isoliert von ihren Nachbarn überleben. Sie bauen meist Gemüse und Früchte für den Eigenbedarf an, jagen und fischen und sind daher auf eine intakte Umwelt angewiesen.

Benki Piyãko, der Anführer der Ashaninka-Gemeinschaft Apiwtxa, will den rund 300 indigenen und nicht-indigenen Gemeinschaften in der Nachbarschaft einen nachhaltigen Lebensstil nahebringen und ihr Bewusstsein für den Regenwald stärken. Deshalb gründete er 2007 auch die Urwaldschule „Yorenka Atame“ (Wissen des Urwaldes). Dort werden Workshops über Tierzucht und Wiederaufforstung angeboten, an denen alle Bewohner der Region teilnehmen können. Das Ausbildungszentrum soll so auch den Dialog und das Verständnis unter den Gruppen fördern. Schon Benkis Großvater hatte erkannt, dass er die Nicht-Indigenen mit einbeziehen muss um den Regenwald effektiv zu schützen. Aktuell startet Benki ein neues Projekt bei dem er Umweltberater, die er selbst ausgebildet hat, direkt zu den Gemeinschaften am oberen Juruá-Fluss schickt. Er möchte so noch mehr Menschen erreichen um sie von einem nachhaltigen Umgang mit dem Regenwald zu überzeugen.



Kampf um den Regenwald

Doch immer wieder stellen mögliche Erdölförderung oder Staudammprojekte eine Gefahr für die Ashaninka dar. 2010 beschloss die Regierung Perus den Bau des Pakitzapango-Dammes entlang des Rio Ené. Dies hätte die Umsiedlung Tausender Ashaninka zur Folge gehabt. 2011 wurde das Projekt jedoch, dank großen Widerstandes, erst einmal auf Eis gelegt. Überall in den indigenen Regenwaldgebieten Perus werden Erdöl- und Erdgasvorkommen erschlossen. Auch in Acre beginnt jetzt die Erdölexploration bei den Nachbarn der Ashaninka, den Puyanawa. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das auch bei ihnen akut wird.


Bitte unterschreiben Sie unsere Petition an die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Dr. Bärbel Kofler, damit sie die brasilianische Regierung auffordert, den Amazonasregenwald und die Gebiete der indigenen Völker konsequent zu schützen!

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