Fatimoh, Mamudu und Hauwa waren erst 12, 5 und 9 Jahre alt, als sie vor radikalen Islamisten flüchten mussten. Sie entkamen zusammen mit ihrer Mutter mit knapper Not. Der Vater wurde von Boko Haram ermordet. Foto: Immanuel Afolabi/The Center on Conflict and Development (ConDev) at Texas A&M University, Flickr CC BY-NC-ND 2.0

Die Zahl der Toten schnellt in die Höhe, doch die Weltöffentlichkeit nimmt davon kaum Notiz: In Nigeria bahnt sich eine Katastrophe an. Erst in den großen Städten und nun auch in den Flüchtlingslagern im Norden des Landes infizieren sich immer mehr Menschen mit dem Corona-Virus. Unter ihnen sind viele Christen und gemäßigte Muslime. Sie wollten ihr Leben retten, flohen vor Gewaltexzessen der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram oder vor blutigem Streit um Land- und Weiderechte. Jetzt drohen ihnen die Notunterkünfte zur tödlichen Falle zu werden.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat es immer als ihre wichtigste Aufgabe angesehen, für diejenigen die Stimme zu erheben, deren Leid übersehen wird, - wie für die Flüchtlinge in Nigeria, Kamerun und anderen Konfliktregionen Afrikas. Sie sind in einer verzweifelten Lage und brauchen dringend Hilfe - vor allen Dingen Sofortmaßnahmen für eine bessere Hygiene und Versorgung.

Bitte helfen Sie uns dabei, unsere Politikerinnen und Politiker in Deutschland und Europa wachzurütteln. Covid-19 bei uns einzudämmen ist genauso wichtig wie unser Beitrag, die Pandemie weltweit zu bekämpfen und das Leben hilfloser Flüchtlinge zu retten.

Flucht ins Elend

Die Menschen, die in den rund 230 Flüchtlingslagern Nigerias Schutz suchen mussten, sind besonders bedroht. Rund zwei Millionen Christen und Muslime mussten vor den radikalen Islamisten der Boko-Haram-Terrorgruppe aus ihren Dörfern im Norden des Landes fliehen. Zusätzlich wurden allein im Mai und Juni 2020 mindestens 30.000 Menschen durch Konflikte zwischen Nomaden und Bauern vertrieben. Ständig werden Dörfer vor allem christlicher Bauern im Norden und Zentrum des Landes von schwer bewaffneten Nomaden überfallen. Dorfbewohner werden massakriert oder verschleppt, Häuser willkürlich niedergebrannt. Dutzende Menschen kommen so jeden Monat gewaltsam zu Tode. Hintergrund ist der Streit um Weide- und Landrechte in der vom Klimawandel stark gezeichneten Region. Angesichts der vielen Überfälle sind viele Christen sehr alarmiert und warnen vor der Gefahr eines Völkermordes. Sie sehen hinter den Attacken eine Strategie, christliches Leben in dem überwiegend muslimischen Staat weiter zurückzudrängen. Von der Gewalt sind aber auch viele gemäßigte Muslime betroffen. Auch ihre Dörfer werden angegriffen und es bleibt ihnen nur die Flucht, um ihr Leben zu retten.

Die Geflüchteten, die die Camps in der Nähe von größeren Städten meist erschöpft erreichen, finden dort schlimmste Bedingungen vor. Sie müssen sich dort mit ihren Kindern in drangvoller Enge mit anderen Familien aus Planen oder anderen notdürftig zusammengesuchten Materialien eine provisorische Unterkunft bauen, wenn keine Behausungen bereitgestellt werden. Leider ignorieren die Behörden oft selbst dringenden Bedarf und lassen Neuankömmlinge wochenlang im Stich.

Seit die Gewalt von Boko Haram im Jahr 2010 eskalierte, brennen Angreifer oft Kirchen nieder. Foto: Mike Blyth/Flickr CC BY-NC-SA 2.0

Überfüllte Camps bieten kaum Schutz

In den überfüllten Lagern kann niemand HygieneVorschriften oder Abstandsregeln einhalten. Meist fehlt es auch an Trinkwasser, Toiletten, Schutzkleidung und Hygiene-Artikeln. Einige Lager können momentan überhaupt nicht von  Hilfsorganisationen versorgt werden und Zehntausende Notleidende sind sich selbst überlassen. Das Risiko für Helferinnen und Helfer, selbst Opfer islamistischer Angriffe zu werden, ist in diesen Regionen einfach zu hoch. Diese dramatische Situation zeigt, wie schlecht es um die Sicherheit der Zivilbevölkerung im Norden Nigerias steht.

Selbst in den Camps können sich die Geflüchteten nicht sicher fühlen. Die meisten von ihnen sind Frauen und Kinder. Sie leben in ständiger Angst vor Überfällen, Vergewaltigungen und Einschüchterung durch islamistische Extremisten. Diese unerträgliche Lage so vieler Schutzsuchender hat sich durch Corona zusätzlich verschärft. Nicht auszudenken, was passiert, wenn sich die Pandemie rasant unter den Notleidenden ausbreitet. Die Versorgung der Lagerinsassen auch mit Nahrungsmitteln wäre in diesem Fall kaum ausreichend möglich und ein Massensterben sehr wahrscheinlich. Schon jetzt warnen Hilfswerke vor Hunger und Unterernährung.

Covid-19 greift um sich

In den großen Städten Nigerias wurde schon früh der Lockdown ausgerufen. Es gab die Hoffnung, dass dieses bevölkerungsreichste Land Afrikas seine rund 200 Millionen Einwohner gut vor der Pandemie schützen könnte. Denn Nigeria hat schon beim Ausbruch von Ebola im Jahr 2014 gut reagiert und diese schwere Viruskrankheit erfolgreich abwehren können. Doch bei Covid-19 scheint das nicht zu gelingen. Heute zählt Nigeria zu den Ländern in Afrika, die von dem neuen Corona-Virus am meisten betroffen sind. Täglich steigen die Zahlen der Infizierten und Toten. Anfang Juli starben jeden Tag bereits Dutzende an Covid-19 - auch in den Lagern.

Die Strapazen der Flucht und die ständige Angst vor Überfällen von Islamisten traumatisiert die Schutzsuchenden in den Lagern zusätzlich. Fotos: Immanuel Afolabi/The Center on Conflict and Development (ConDev) at Texas
A&M University, Flickr CC BY-NC-ND 2.0

Gewalt auch in Nachbarländern

Auch im benachbarten Kamerun ist die Lage sehr ernst. Dort ist die Zivilbevölkerung im englischsprachigen Südwesten in einen blutigen Konflikt geraten. Rund 700.000 Frauen, Männer und Kinder sind auf der Flucht, weil Kameruns Armee in diesem Landesteil mit allen Mitteln - selbst mit international verbotenen, unmenschlichen Methoden - Gruppen bekämpft, die die Region als eigenen Staat von Kamerun abspalten wollen. Nach Jahrzehnten der Unterdrückung und Ausgrenzung glauben diese Gruppen nicht mehr daran, dass sie mit der französischsprachigen Mehrheit in einem gemeinsamen Land friedlich zusammenleben können und alle gerecht behandelt werden. Ein altes Kolonialproblem schürt so entsetzliche Gewalt und Massenflucht.

Ob in Nigeria, Kamerun, dem Südsudan oder in Mali - die meisten Menschen fliehen vor ethnisch oder religiös motivierter Gewalt oder vor schweren Menschenrechtsverletzungen. Neun von zehn Flüchtlingskrisen ereignen sich in Afrika. Angesichts dieser traurigen Bilanz dürfen wir jedoch die Hände nicht in den Schoß legen und resignieren. Im Gegenteil!


Das tut die GfbV!

Wir engagieren uns dafür, dass in Afrikas Konfliktregionen mehr Lager zur Aufnahme von Geflüchteten geschaffen werden. Denn Schutzsuchende dürfen dort nicht sich selbst überlassen werden, sondern müssen Sicherheit und Hilfe finden. Das Corona-Virus auch auf dem afrikanischen Kontinent wirksam einzudämmen ist in unser aller Interesse!

Wir werden uns dafür einsetzen, dass Deutschland während seiner EU-Ratspräsidentschaft die Geflüchteten in Afrika nicht ignoriert und der nigerianischen Regierung schnell Unterstützung für eine menschenwürdige Unterbringung der Menschen anbietet.

Seit Jahren fordern wir immer wieder - unter anderem in unseren Stellungnahmen vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf -, dass die Zivilbevölkerung im Norden Nigerias endlich effektiver vor Gewalt und Menschenrechtsverletzungen geschützt werden muss. Denn selbst in den Camps sind sie vor islamistischen Extremisten nicht sicher.

AKTION

Bitte helfen Sie mit, eine humanitäre Tragödie in Nigeria zu verhindern. Wir müssen den Vertriebenen eine Stimme geben und uns dafür einsetzen, dass sie wirksam geschützt werden. Schicken Sie deshalb die Postkarte an Bundeskanzlerin Angela Merkel ab oder beteiligen Sie sich an der darunterstehenden Online-Petition und erinnern Sie sie an ihr Versprechen, sich im Jahr 2020 besonders für Afrika zu engagieren. Fordern Sie die Bundeskanzlerin auf, die Geflüchteten dort nicht zu vergessen. Sie sind ganz besonders von Covid-19 bedroht und auf Hilfe von außen angewiesen. Denn sie haben keine Chance, sich selbst wirksam vor Ansteckung zu schützen. Deshalb sollten wir ihnen die Hand reichen, um ihnen ein Leben in Würde zu ermöglichen.

Den Schwächsten eine Stimme geben!

 

Sehr  geehrte  Frau  Bundeskanzlerin,

in Nigeria bahnt sich eine Katastrophe an: Dort bedroht das Corona-Virus vor allem die vielen Flüchtlinge, die sich vor Angriffen der radikal-islamistischen Boko-Haram- Terrorgruppe oder vor blutigen Landkonflikten retten konnten. Die schnell errichteten Lager, in denen vor allen Dingen Frauen und Kinder Schutz gesucht haben, sind jedoch so überfüllt und schlecht ausgestattet, dass Abstands- oder Hygieneregeln kaum einzuhalten sind. Außerdem sind die Camps nicht sicher. Dauernd drohen neue Attacken von Islamisten.

Die Lage dieser Geflüchteten ist verzweifelt. Sie brauchen dringend unsere Hilfe! Sie, sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, haben versprochen, sich in diesem Jahr besonders für Afrika zu engagieren. Bitte helfen Sie jetzt mit, in Nigeria eine humanitäre Tragödie zu verhindern und den Geflüchteten ein Leben in Würde zu ermöglichen.

 

Wenn Sie sich an dieser Unterschriftenaktion beteiligen möchten, dann tragen Sie bitte in das untenstehende Formular Ihre Daten ein.

Sie bekommen dann eine E-Mail zur Bestätigung zugesandt. Ihre Daten werden ausschließlich für diese Kampagne der Gesellschaft für bedrohte Völker gespeichert.

Bitte spenden Sie jetzt für unsere Menschenrechtsarbeit! Nur mit Ihrer wertvollen Unterstützung können wir unsere Initiativen für Opfer ethnischer und religiöser Gewalt finanzieren! Herzlichen Dank! 

Senden Sie unser Infoblatt und Aktionskarte "Den Schwächsten eine Stimme geben!" an Freunde und Bekannte.
Sie können das gedruckte Faltblatt und die Postkarte auch kostenlos in unserem Online-Shop (Kategorie: Aktionsmaterial) bestellen: Zum Shop

Helfen Sie unseren Petitionen zum Erfolg


Diese Petition wurde im August 2020 lanciert.