Am 30. April 2017 wurde Tolu völlig überraschend mitten in der Nacht vor den Augen ihres kleinen Sohnes festgenommen. Bild: GfbV

Die deutsche Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu wurde als Kind türkischer Eltern in Neu-Ulm geboren. Nach erfolgreichem Abschluss ihres Lehramtsstudiums entschloss sie sich, in die Türkei zu ziehen und arbeitete dort für die regierungskritische Nachrichtenagentur ETHA.

Am 30. April 2017 wurde Tolu völlig überraschend mitten in der Nacht von der türkischen Polizei, die gewaltsam in ihre Wohnung eingedrungen war, vor den Augen ihres kleinen Sohnes festgenommen. Ihr wird die Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation und Terrorpropaganda vorgeworfen. Diese Anklage stützt sich vor allem auf ihre Anwesenheit als Berichterstatterin bei einer Beerdigung zweier MLKP-Mitglieder, einer in der Türkei verbotenen Marxistisch-Leninistischen Partei, sowie einer Gedenkveranstaltung für eine gefallene Kämpferin der syrisch-kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG. Am 11. Oktober, nach fünf Monaten Untersuchungshaft, begann ihr Prozess. Ihr drohen bis zu 15 Jahre Haft.

Der Mann von Mesale Tolu saß seit Anfang April 2017 mit dem gleichen Vorwurf im Gefängnis. Besonders für den zweijährigen Sohn war diese Situation äußerst belastend, da er deswegen mit seiner Mutter gemeinsam im Frauengefängnis leben musste.

Im Fall Mesale Tolu ist ein wenig Hoffnung eingekehrt: Nachdem ihr Ehemann bereits Ende November freigekommen war, ist Mesale Tolu am 18. Dezember 2017 unter Auflagen aus der Haft entlassen worden.

Das Vorgehen der türkischen Behörden ist völkerrechtswidrig. Sie hätten die Verhaftung einer deutschen Staatsbürgerin den deutschen Behörden bekannt geben müssen. Zudem schränken sie den Kontakt zu Mesale Tolu stark ein.

Der Artikel ist Teil unserer Kampagne "Solidarität mit politischen Inhaftierten in der Türkei".

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