Tag für Tag versuchen Rusmedia Lumban Gaol und ihre indigene Gemeinschaft der Panduman-Sipithuhuta in Indonesien einen Weg zu finden, das eigene Land wieder zurückzubekommen und erneut bewirtschaften zu dürfen. Bild: Screenshot aus dem Video von "If Not US Then Who"
“Der Wald ist mein Haar, der Berg mein Kopf, das Wasser mein Blut. […] Wenn es in Indonesien nicht länger Wälder gibt, ist es so als würde mein Kopf ganz abgeschnitten werden.“ Die Worte kommen direkt aus dem Herzen von Rusmedia Lumban Gaol, die der indigenen Gemeinschaft der Panduman-Sipithuhuta in Indonesien angehört. Und sie beschreiben die Situation, der Rusmedia, ihr Volk und viele andere indigene Gruppen in Indonesien unfreiwillig ausgesetzt sind: nach Jahrhunderten des traditionellen Bewirtschaftens ihrer Wälder enteignetet der indonesische Staat die indigenen Gemeinschaften und entzieht ihnen ihre Landrechte. Für die Regierung und die Wirtschaft geht es um Profit, für die Panduman-Sipithuhuta und viele weitere Gemeinschaften geht es um ihre Existenzgrundlage, ihren Wald.
Eines Tages kam die große Papierfabrik und machte Dutzende von uralten Harzbäumen dem Erdboden gleich. Dort entstanden nun Eukalyptuswälder – ein Eukalyptusbaum neben dem anderen – die reinste Monokultur. Rusmedia Lumban Gaol steht als Anführerin des Protestes gegen das Anwachsen dieser Eukalyptuswälder in der ersten Reihe. „Die Polizei und die taffen Männer, die von der Fabrik angeheuert wurden, sind dann eher zurückhaltend, wenn eine ältere Frau vor ihnen steht.“
Tag für Tag versuchen Rusmedia und ihre Gemeinschaft einen Weg zu finden, das eigene Land wieder zurückzubekommen und erneut bewirtschaften zu dürfen. Vor der Zellstofffabrik haben sie den Harz der Bäume geerntet und ihn weiterverkauft, damit er in Kosmetika oder sogar im Weihrauch für Kirchen verarbeitet wurde. Ohne diese Verkäufe stehen die Panduman-Sipithuhuta vor dem finanziellen Ruin. Fehlendes Geld, dass für die Absicherung der eigenen Familien dringend benötigt wird.
"If Not Us Then Who" waren so freundlich, uns ihr Video über Rusmedia Lumban Gaol zur Verfügung zu stellen. Die Gruppe hat viele weitere tolle Videos über Umweltschützerinnen auf ihrer Homepage veröffentlicht. Hier finden Sie die Seite: If Not US Then Who
Im Herbst 2016 gab es einen ersten Grund zu feiern, das Protestieren hatte sich gelohnt. Die indonesische Regierung erkannte die Landrechte der Panduman-Sipithuhuta an. Doch die Anerkennung blieb bisher nur Theorie. Der Beschluss muss noch auf lokaler Ebene genehmigt werden.
Der Kampf, ihr eigenes Land wiederzubekommen, ist hart für die indigene Gemeinschaft. Weil sie gegen die Papierfabrik protestierten wurden sie mitten in der Nacht überfallen, sie mussten mit ansehen wie Kinder verletzt, Eltern geschlagen und Mitglieder ihres Volks festgenommen wurden. Diese gefährlichen Schikanen waren der Versuch von Seiten der Zellstofffabrik, die Panduman-Sipithuhuta einzuschüchtern und ihnen Angst zu machen. Doch Rusmedia und ihr Volk denken nicht daran, aufzugeben. Sie haben sich für den mutigen Prostest entschieden. Viele andere Möglichkeiten bieten sich ihnen auch nicht. Der Wald ist ihr Arbeitsplatz, ihr Erbe, ohne ihn stehen viele Familien vor der Perspektivlosigkeit.
Aktuell ist die Zukunft der Panduman-Sipithuhuta ungewiss, zu groß und mächtig sind ihre Gegenspieler. Es ist ein verwobenes Netzwerk aus Wirtschaft und Politik, deren Profit auf der brutalen Willkür gegenüber den eigenen indigenen Völkern basiert. Was bleibt ist eine Atmosphäre von Verzweiflung und Hilflosigkeit. Das einzige, was Rusmedia und ihre Gemeinschaft bleibt, ist die Hoffnung. Hoffnung darauf, dass das Land ihrer Vorfahrinnen, ihr Land, auch wieder ihnen gehören wird. „Ich bin immer da, immer präsent und sehr sichtbar in jedem Protest und direkter Aktion, die wir wahrnehmen können“, betont die indigene Protestanführerin. Denn Rusmedia Lumban Gaol ist überzeugt davon, ihrem Volk beizustehen, stark zu sein für ihre Mitmenschen und ihre Nachfahrinnen – letztlich für die Zukunft ihrer Gemeinschaft und auch der ganzen Welt, denn jeder Hektar ihres Landes ist wichtig für das Klima weltweit.
Der Artikel ist Teil unserer Kampagne "Verteidigerinnen der Natur: Indigene Frauen erheben sich".
Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft
(IBAN)DE68 2512 0510 0000 708090
(BIC) BFSWDE33HAN
Text: Franka Weiler, Video (Schnitt und Untertitel): Tilman Gorenflo
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