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Sudan

Die Pyramiden von Meroe liegen nahe dem Dorf Begrawija im Sudan. Ungefähr von 400 v. Chr. bis 300 n. Chr. war Meroe die Hauptstadt des historischen Reiches von Kusch.
Header Foto: © Valerian Guillot via Flickr

„Ich bin mehrfach vertrieben worden im Laufe des Krieges 2023. Wir sind barfuß hier angekommen. Wir fühlen uns immer noch als seien wir keine Menschen. Als seien wir weniger als menschlich“,

sagt eine Frau im Flüchtlingslager Adré im Tschad, wo täglich Menschen aus dem Sudan ankommen.

Seit dem Beginn des neuen Krieges im Sudan am 15. April 2023 sollen mehr als elf Millionen Menschen vertrieben worden sein, wobei drei Millionen außerhalb des Landes geflohen sind. Bis zu 150 Tausend sind umgekommen oder wurden verletzt. In etlichen Landesteilen besteht eine Hungersnot, in anderen Gebieten droht sie. Nach UNHCR-Angaben berichten mehr als 70 Prozent der Geflüchteten, die beispielsweise im Tschad ankommen, dass sie Opfer schwerer Menschenrechtsverletzungen geworden seien. Die Gewalt richtet sich besonders gegen bestimmte ethnische Gruppen wie die Masalit oder auch die Zaghawa in Darfur. Vergewaltigung und Versklavung von Frauen und Kindern, Hunger und Vertreibung wird als Waffe in diesem Krieg gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt.

Der Krieg entstand als Kampf zwischen der regulären Armee und den Milizen der Rapid Support Forces (RSF). Diese sind Nachfolgekräfte der berüchtigten Janjaweed, die während des Genozids in Darfur vor 20 Jahren Verbrechen gegen die Menschlichkeit verübten. Mohammed Hamdan Daglo, genannt Hemedti, befehligt die RSF.  Er wird etwa von den Vereinigten Arabischen Emiraten und Russland mit Waffenlieferungen, Milizen und Geld unterstützt. Sein Gegenspieler ist Abdel Fattah Al-Burhan, der Oberbefehlshaber der sudanesischen Armee. Die Armee und mit ihr verbündete Milizen begehen leider ebenfalls schwere Menschenrechtsverletzungen. Politische wie auch militärische Hilfe erhält die sudanesische Armee zum Beispiel aus Ägypten.

Die RSF kontrollieren inzwischen weite Teile Darfurs sowie Teile der Hauptstadt Khartum. Der Krieg hat sich Stück für Stück fast im gesamten Land ausgebreitet mit Schwerpunkten in Darfur und dem Zentralsudan. Alle Bemühungen um einen Waffenstillstand waren bislang vergeblich. Die wichtigste Forderungen sind der Schutz der Zivilbevölkerung, Zugang zu humanitärer Hilfe, sowie dass alle externen Akteure, die den Krieg von außen durch Waffenlieferungen oder Geld anheizen, gestoppt werden müssen.

Die Hoffnung auf Frieden und einen Übergang des rohstoffreichen Landes hin zu einer demokratischen Gesellschaft, die mit der Revolution 2018/2019 und dem Sturz des Diktators Omar Al-Baschir aufkeimte, wurde durch den Krieg zunichte gemacht. Mutige Frauen und zivilgesellschaftliche Organisationen versuchen verzweifelt, Menschen zu schützen und zu versorgen. Wir arbeiten eng mit dem Frauennetzwerk Bana Group for Peace and Development zusammen, das unter ständiger Gefahr und dem Kriege zu Trotz, konstant Friedensarbeit für sudanesische Geflüchtete leistet. Die Bana Group ist innerhalb wie außerhalb des Sudans aktiv und unterstützt vor allem Frauen in Flüchtlingscamps.

 

Autor*in: Sarah Reinke
Redaktion: Stefanie Grolig und Betül Matur
Informationsstand: November 2024

 

Die GfbV macht mit Aktionen, Kampagnen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungen und der direkten Zusammenarbeit mit Frauen aus dem Sudan auf die schreckliche Lage im Land aufmerksam. Wir fordern die Bundesregierung, die EU und die unterschiedlichen Mechanismen der UN zu konsequentem Handeln auf und sind mit den internationalen Unterstützern des Sudan und wichtigen Vertreter*innen der sudanesischen Zivilgesellschaft vernetzt.


 

Artikel

Krieg im Sudan: Dieses Land gehört uns!

Den Artikel finden Sie in der Ausgabe 02/2024 >

Mode aus dem Flüchtlingslager: Meine Kleidung verbindet die Menschen

Lesen Sie mehr dazu in unserer Ausgabe 01/2021 >

 

Frauen im Sudan: Interview mit Ihsan Fagiri

Lesen Sie mehr dazu in unserer Ausgabe 01/2020 >

 

Blogbeiträge

Reporte

Report: Ein Jahr Krieg im Sudan - Belege für Völkermord und Kriegsverbrechen

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Pressearbeit

Zuletzt bearbeitet im Januar 2025.