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Beth Israel/Falascha

- Afrika -

Sie zählen zu den geheimnisvollsten Völkern der Erde und bis heute konnte ihre Herkunft nicht zweifelsfrei geklärt werden, die sogenannten Falascha, ein eher abwertender Begriff für die schwarzen Juden Äthiopien, die sich selbst „Beth (auch Beta) Israel“ (Haus Israel) nennen. Eine der Legenden um ihre Herkunft besagt, sie seien Abkömmlinge von König Salomon und einer Dienerin der Königin von Saba. Danach seien sie im 9. vorchristlichen Jahrhundert in Äthiopien eingewandert. Dort erhielten sie den Namen Falascha, was „Fremde“ oder „Eingewanderte“ bedeutet. Eine andere Version besagt, bei den Beth Israel handele es sich um einen Teil des verschollenen jüdischen Stammes Dan, der noch vor dem babylonischen Exil 586 vor Chr. südwärts gewandert und bis Äthiopien gekommen sei.

Nicht-religiöse und weniger romantisierende Traditionen sehen in den schwarzen Juden die Nachkommen der zum Judentum bekehrten nordostafrikanischen Agau-Völker, deren Heimat im Quellgebiet des Blauen Nils liegt. Mit Sicherheit ist die Trennung der Beth Israel vom restlichen Judentum bereits vor mindestens zweieinhalb Jahrtausenden erfolgt, denn die Gesetze des Propheten Esra aus dem fünften vorchristlichen Jahrtausend, die Grundlage für die talmudischen Lehrbücher, sind ihnen unbekannt.

Die Falascha konnten in ihren äthiopischen Siedlungsgebieten in den Provinzen Gondar und Tigre zwar ihre jüdische Identität bewahren, doch nahmen sie die Sprache und Lebensgewohnheiten der Nachbarvölker an. Die intolerante Politik sowohl unter Kaiser Haile Selassie wie unter der folgenden marxistischen Militärdiktatur führte dazu, dass zehntausende Falascha nach Israel flohen. Heute leben in Äthiopien noch knapp 10.000 schwarze Juden und in Israel etwa 120.000.


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Minderheiten im Heiligen Land

Die öffentliche Wahrnehmung von Israel könnte unterschiedlicher kaum sein: Heiliges Land für die drei monotheistischen Weltregionen, Dauerkonflikt zwischen Juden und Palästinensern, einzige Demokratie im Nahen Osten oder Besatzerstaat. Bei alledem wird jedoch häufig vergessen, dass es neben Juden und Palästinensern noch mehr als ein Dutzend ethnische und religiöse Minderheiten gibt. Für manche ist Israel seit vielen Jahrhunderten eine Heimat, andere sind in den vergangenen Jahrzehnten eingewandert. Einige sind gut integriert, anderen droht die Assimilierung. Die aktuelle Ausgabe von Pogrom lenkt den Blick auf diese vergesse Seite des Heiligen Landes. Ethnische und religiöse Vielfalt ist ein wichtiges Merkmal für eine offene, tolerante Gesellschaft. In Israel konnte sich diese Vielfalt bislang behaupten. Bleibt zu hoffen, dass dies auch weiterhin der Fall sein wird.

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