Nama

Foto: Michaela Böttcher/GfbV

Die Nama sind eine ethnische Gruppe im südlichen Afrika. Sie leben insbesondere im Süden Namibias, aber auch in Botswana und Südafrika. Sie gehören zur Khoikhoi-Gruppe und sprechen Khoekhoegowab, eine Sprache, die für ihre Klicklaute bekannt ist. Traditionell führten die Nama ein nomadisches Leben mit Viehzucht als Hauptwirtschaftszweig.

 

Namibia: Der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts

Während der deutschen Kolonialzeit kam es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen deutschen Siedlern und den Nama. Am 12. April 1893 überfielen deutsche Soldaten unter dem Kommando von Curt von François den Ort Hornkranz mit dem Befehl, den Witbooi-Clan der Nama auszulöschen. Der Überfall endete in einem Massaker, bei dem etwa 80 Menschen ums Leben kamen. Deshalb sprechen die Nama heute vom Hornkranz-Massaker, welches sie als den ersten Akt des Genozids gegen ihre Gemeinschaft sehen.

Ab 1903/1904 bekämpften die Nama die deutschen Truppen in einem Guerillakrieg. Die deutsche Armee reagierte darauf mit brutaler Gewalt, der systematischen Verfolgung der Nama und einer Politik der verbrannten Erde: Infrastruktur, Nahrungsmittel, Felder, Dörfer oder ganze Landschaften wurden zerstört, um den Nama Ressourcen und Lebensgrundlagen zu entziehen. 

Am 22. April 1905 erließ der deutsche Generalleutnant Lothar von Trotha einen Vernichtungsbefehl gegen alle Nama. Die deutschen Truppen zerstörten gezielt ihre Lebensgrundlagen und inhaftierten die Überlebenden in Konzentrationslagern, wo viele unter unmenschlichen Bedingungen an Hunger, Krankheit und Misshandlung starben. Schätzungen zufolge kamen durch den Völkermord etwa 10.000 Nama ums Leben, was etwa 50 Prozent ihrer damaligen Bevölkerung entsprach.

 

Die Nama heute: benachteiligte Minderheit im eigenen Land

Bis heute leben die Nachfahren der Nama in prekären Verhältnissen. Obwohl die Nachkommen der einstigen Kolonisator*innen weniger als zehn Prozent der namibischen Bevölkerung ausmachen, besitzen sie rund zwei Drittel des fruchtbaren Bodens. 

Die deutsche Bundesregierung hat den Völkermord bis heute nicht rechtlich bindend anerkannt. Das sogenannte Versöhnungsabkommen zwischen Deutschland und Namibia spricht lediglich von einem Genozid aus heutiger Sicht und umgeht damit eine rechtliche Verantwortung sowie bindende Reparationszahlungen. Darüber hinaus wird das Abkommen von den offiziellen Vertretungen der Nama und Ovaherero nicht anerkannt, da sie nicht in die Verhandlungen miteinbezogen wurden. Dies verstößt gegen internationale Standards im Umgang mit Völkermord.

 

Im Fokus: Grüner Kolonialismus auf Kosten der Nama

Im Süden Namibias leiden indigene Gemeinschaften bis heute unter (neo-)kolonialen Strukturen. Aktuell werden im Rahmen eines Wasserstoff-Projekts Entscheidungen, die unter anderem Nama-Gemeinschaften direkt betreffen, oft ohne ihre Mitbestimmung gefällt. Die Gruppe wird also weiterhin benachteiligt und marginalisiert. Wir arbeiten intensiv zur geplanten Förderung von Grünem Wasserstoff und seinen Auswirkungen auf die Nama im Süden Namibias. Hier geht es zu unserem Projekt. 
 

 

Aktuelle Projekte und Arbeitsschwerpunkte

Mediathek

Warum wird der Völkermord an den Herero und Nama auch heute von deutscher Seite nicht anerkannt? Wir erklären es in unserem Dossier zu den Hintergründen und zur aktuellen Debatte um die Anerkennung des Völkermords im heutigen Namibia:

Völkermord verjährt nicht!

 

 

Blogbeiträge

 

Pressearbeit


Autor*innen: Laura Mahler 
Redaktion: Stefanie Grolig
und Myriam Givens

Zuletzt bearbeitet im Juni 2025.