Kurdistan/Nordirak

- Nahost -

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) setzt sich seit 1969 für die verfolgten ethnischen und religiösen Minderheiten im Nahen Osten ein. Als 1969 kurdische Dörfer mit Napalm bombardiert wurden, protestierten wir gegen deutsche Waffenlieferungen an Bagdad. Damals waren die Kurden in Deutschland kaum bekannt. 1974 veröffentlichten wir die erste Dokumentation über den kurdischen Freiheitskampf. Schon 1976 riefen wir zu Demonstrationen gegen das Regime auf, das Oppositionelle, Schiiten und Kurden foltern und hinrichten ließ. Trotz gerichtlich angedrohter hoher Geldbußen beschuldigte die GfbV, die beiden hessischen Firmen Karl Kolb und Pilot Plant, dem irakischen Diktator Saddam Hussein die Produktion von Giftgas ermöglicht zu haben, mit dem 1988 u.a. die kurdische Stadt Halabja bombardiert wurde. 1990 deckten GfbV-Mitarbeiter Alexander Sternberg und Tilman Zülch vor laufender Kamera auf, dass der deutsche Rüstungsproduzent MBB das Waffenembargo gegen den Irak missachtete. GfbV-Vorstandsmitglied Irina Wießner organisierte 1991 eine Kolonne LKWs mit Hilfsgütern für tausende kurdische Flüchtlinge. Auf Pressekonferenzen in Jerusalem und Bonn informierte die GfbV über den Genozid an den Kurden. Auf Druck der GfbV trugen die Bundesregierung sowie der Kirchliche Entwicklungsdienst mit 50 Mio. DM zum Wiederaufbau der 5.000 zerstörten kurdischen und assyrischen Dörfer bei. Mit 300.000 DM aus Nordrhein-Westfalen wurden auf Initiative der GfbV 100 Häuser in drei kurdischen Dörfern errichtet. GfbV-Vorstandsmitglied Maria Sido begleitete den Wiederaufbau vor Ort.

Mit Hilfe der GfbV fanden viele verfolgte Mandäer Zuflucht in Deutschland. Wir organisierten internationale Konferenzen und politische Gespräche für Christen, Turkmenen, Yeziden, Shabak, Armenier, Feili-Kurden und Mandäer. 2007 begann unsere Kampagne für die Rettung der irakischen Christen. Mit Memoranden und der Verteilung von zehntausenden Hintergrundblättern informierten wir über die verzweifelte Lage der Yeziden2014 begrüßten wir mit Unterstützung von GfbV-Vorstandsmitglied Feryad Omarmit einer Mahnwache am Brandenburger Tor die Entscheidung der Bundesregierung, Irakisch-Kurdistan gegen den IS-Terror zu unterstützen.

Zudem haben wir von Oktober bis Dezember 2015 einen detaillierten 29-seitigen Bericht über die Lage in den Flüchtlingslagern in Kurdistan (Nordirak) erstellt und auf die Notwendigkeit, dort verstärkt humanitäre Hilfe zu leisten, aufmerksam gemacht.


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Verfolgung religiöser Minderheiten: Lasst uns unseren Glauben!

Erst im April 2017 verübte der Islamische Staat einen grauenhaften Anschlag auf eine koptische Kirche im nordägyptischen Tanta. Auch in Alexandria riss am gleichen Tag ein Selbstmordattentäter Christen mit in den Tod. Bei dem Doppelanschlag kamen 45 Menschen ums Leben, mehr als 100 wurden verletzt. Perfide, kaltblütig, berechnend geht der Islamische Staat vor, und das nicht nur in Ägypten. Alles im Namen einer Religion, die als die wahrhaftige gepriesen wird. In Burma indes berufen sich extremistische Mönche auf den Buddhismus, um Anschläge gegen muslimische Rohingya zu rechtfertigen. Im multireligiösen Indien versuchen Nationalisten, den Hinduismus als Staatsreligion zu etablieren. Ägypten, Burma, Indien, Pakistan, Indonesien, Syrien oder Irak: Die Liste der Länder ist lang, in denen Menschen ihre Glauben über andere Religionen stellen. Das hat fatale Folgen: Anstatt friedlich miteinander zu leben, werden Gotteshäuser dem Erdboden gleich gemacht und Andersgläubige im Namen Gottes verfolgt oder gar getötet.

Lesen Sie mehr dazu in unserer Ausgabe 02/2017 >


Foto: Andrea DiCenzo/NURPHOTO/AFP

Naher Osten: Kurdistan brennt

Seit mehr als 100 Jahren ringen die Kurden um Autonomie und die Wahrung ihrer Rechte. Doch die Staaten, in denen sie leben, Türkei, Iran, Irak und Syrien, haben ihnen dies mit aller Macht verwehrt. Ob die Ausbürgerung von 120.000 Kurden 1962 in Syrien oder die Anfal-Offensive 1988 im Irak, als Saddam Hussein mit Giftgas auf die kurdische Bevölkerung losging, die Liste der Repressionen gegen das "Volk ohne Staat" ist endlos. Auch heute sind sie bedroht: Vom Islamischen Staat, anderen radikalen Milizen bis hin zum türkischen Präsidenten Erdogan, der mit schwerem Geschütz gegen die Kurden im Südosten des Landes vorgeht. Doch es gibt auch positive Entwicklungen: Die Autonome Region Kurdistan im Nordirak sowie Rojava in Syrien zeigen, dass die Kurden fähig dazu sind, eigenständig demokratische Strukturen aufzubauen und gleichberechtigt mit anderen Völkern und Religionen zusammen zu leben.

Lesen Sie mehr dazu in unserer Ausgabe 06/2015 >


Yeziden kämpfen ums Überleben

Brutal und unnachgiebig gehen die Islamisten seit August 2014 gegen Andersdenkende und Andersgläubige vor. Sie nehmen Mädchen und Frauen gefangen, um sie zu vergewaltigen, zu verkaufen und zu versklaven. Vor allem betroffen sind die Yeziden, die aus dem Sinjar, ihrem Hauptsiedlungsgebiet, fliehen mussten. Ist diese uralte Glaubensgemeinschaft nun dem Untergang geweiht?

Lesen Sie mehr dazu in unserer Ausgabe 02/2015 >


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