Infothek

29.10.2024

Wir trauern um unser Ehrenmitglied Dr. Rassoul Faki

Ein Nachruf von Dr. Kamal Sido

Die Menschen in der Kurdenregion Nordsyriens, aber auch in anderen Teilen Kurdistans, in der Ukraine und nicht zuletzt im Gebiet um Falkensee in Brandenburg haben einen guten Freund und großherzigen Helfer verloren: Dr. Dr. med. Rassoul Faki ist nach langer Krankheit am 28.10.2024 von uns gegangen. Auch uns hat die Nachricht vom Tod unseres geschätzten Freundes und Mitstreiters mit großer Trauer erfüllt. Wir sind dankbar für alles, was er für uns und für Menschen in Not getan hat.

Dr. Faki hat viele Initiativen gestartet, um zu helfen. Als 2011 der Krieg in Syrien begann, gründete er die Deutsch-Kurdische Ärzte-Initiative für Nordsyrien. Diese arbeitete eng mit der GfbV zusammen, war Dr. Faki doch bis zu seinem Tod Koordinator der humanitären Hilfe der GfbV für diese Region. Beeindruckt von seinem kräftezehrenden Engagement haben wir ihm 2013 die Ehrenmitgliedschaft unserer Menschenrechtsorganisation verliehen. Einige Jahre war er auch Vorsitzender des 1987 gegründeten Kurdischen Ärztevereins in Deutschland.

Als praktizierender Arzt war Dr. Faki im brandenburgischen Falkensee zu Hause. Dort heiratete er 1976 seine Frau Eva, die er bei den Weltfestspielen der Jugend 1973 in Ost-Berlin kennengelernt hatte. Geboren wurde Dr. Faki 1949 in Nordsyrien. Er stammte aus Afrin in der Nähe von Aleppo, wo sein Vater ein kleines Hotel betrieb. Um Medizin zu studieren, ging Dr. Faki in die Ukraine. Später absolvierte er seine Facharztausbildung im Krankenhaus Staaken in der DDR. Danach promovierte er in Leipzig. Noch zu DDR-Zeiten kaufte er das Haus in Finkenkrug (Falkensee), in dem er seine Praxis betrieb. Neben seiner ärztlichen Tätigkeit engagierte er sich politisch gegen die Unterdrückung seines Volkes: Er machte nicht nur auf die Lage der Kurden in Syrien aufmerksam, sondern auch auf deren Situation im Irak und in anderen Teilen Kurdistans.

Unter teils abenteuerlichen Bedingungen überquerte er mehrfach die türkisch-syrische Grenze, um mit gespendeten medizinischen Hilfsgütern im seit 2018 von der Türkei besetzten Afrin zu helfen. Immer wieder machte er in öffentlichen Vorträgen auf die kritische Lage in der Region aufmerksam. Im Jahr 2022, als Putin in die Ukraine einmarschierte, fragte er uns, ob es möglich sei, mit Spendengeldern, die für Afrin bestimmt waren, den notleidenden Menschen in der Ukraine zu helfen. Denn dort lebten seine Freunde, dort hatte er zu Sowjetzeiten studiert.  

Dr. Faki hat sich schon früh in der Willkommensinitiative für Flüchtlinge engagiert. Als Arzt half er in der Notunterkunft für Flüchtlinge in Falkensee. Außerdem unterstützte er als Dolmetscher für Kurdisch, Arabisch und Russisch. 2015 wurde er für sein Engagement mit dem Falkenseer Bürgerpreis ausgezeichnet.

Als seine alte Heimat Afrin 2018 besetzt wurde, schrieb Dr. Faki in einem Aufruf: „Wir sind Zeugen eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit, begangen an Menschen, die auch für unsere Sicherheit und erfolgreich gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS) gekämpft haben.“ Die Kurden in Afrin kämpften wie in ganz Syrien angeführt von der Miliz YPG mit Unterstützung der USA gegen den IS. Dr. Faki sprach vielen von uns aus der Seele. Denn auch heute setzt die Türkei ihre Angriffe auf Gebiete in Nordsyrien fort, die sie noch nicht besetzt hat. Opfer dieser brutalen Angriffe sind nicht nur Kurden, sondern auch Araber, Assyrer/Aramäer, Armenier, Muslime, Christen, Aleviten und Yeziden.

Wir werden Dr. Faki in dankbarer Erinnerung behalten und dieses engagierten Menschen gedenken, der immer viel auf sich genommen hat, um zu helfen und für das Wohl der Menschen im Nahen Osten und anderswo zu streiten. Es schmerzt uns, dass er diese Welt nun verlassen hat. Wir hoffen, dass seine Familie und seine engen Freunde ein wenig Trost in dem finden, was Dr. Faki geleistet hat.