Infothek
05.11.2024
Zum Tod von Martin Tamcke
Ein Nachruf von Dr. Kamal Sido
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) nimmt in tiefer Trauer Abschied von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Martin Tamcke (1955-2024), emeritierter Professor für Ökumenische Theologie und Orientalische Kirchen- und Missionsgeschichte an der Theologischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen.
Martin Tamcke, ein wunderbarer Mensch, der Großes geleistet hat, ist am 04. November nach langer Krankheit für immer von uns gegangen. Für seine Verdienste um die christlichen Gemeinden vor allem im Orient haben wir ihm 2018 die Ehrenmitgliedschaft unseres Vereins verliehen. Er hat sich vor allem durch seinen unermüdlichen Einsatz für die Verständigung zwischen den verschiedenen christlichen Traditionen einen Namen gemacht. Vom Balkan über die Türkei, Armenien, Syrien, den Irak bis nach Ägypten, Äthiopien und Indien gab es kaum einen Bischof, mit dem er nicht sprach, den er nicht kannte oder mit dem er nicht korrespondierte. In Tur Abdin, in der Ninive-Ebene oder in Deutschland gibt es kaum einen Angehörigen der christlichen Assyrer/Aramäer/Chaldäer, der Martin Tamcke nicht kannte oder von ihm gehört hat – denn er hat sich für die Rechte dieser Gemeinschaften eingesetzt. Viele Jahre haben wir gemeinsam für die Anerkennung des Völkermordes an den Armeniern, Assyrern/Aramäern/Chaldäern und Pontos-Griechen durch den Deutschen Bundestag gekämpft.
Als Professor hat er Studenten und Doktoranden aus aller Welt ausgebildet. Mit ihnen kam er immer wieder in unser Göttinger Büro. Er wollte, dass die jungen Leute unsere Menschenrechtsorganisation kennenlernen. Er schätzte unseren Einsatz für Religionsfreiheit weltweit. Er war immer für Versöhnung und Ausgleich, für Frieden zwischen Ethnien und Religionen.
Martin Tamcke war viel unterwegs, für Jung und Alt, um seine Ideen zu verbreiten und mit Menschen in Kontakt zu kommen. Er stand nicht nur hinter dem Katheder einer Universität, auf der Kanzel einer Kirche oder saß täglich an einem Tisch in einer Bibliothek oder einem Archiv, um zu forschen und neue Werke zu verfassen. Er war auch in den sozialen Medien aktiv und erreichte dort seine Fans und Anhänger, denn er wollte sich zu aktuellen Ereignissen äußern.
Selbst als er schwer krank wurde, wollte er nicht aufgeben. Er stand auf und ging in die Universität, las seine Post und Mails. Die letzte Nachricht, die ich am 28.10.2024 per E-Mail von Martin Tamcke erhielt, lautete: „Wegen schwerer Erkrankung verzögern sich leider die Antworten, nach kurzer Zeit bleiben sie ganz aus! Danke an alle Weggefährten für das lebendige Miteinander!“
Wir werden diesen liebenswerten Menschen und unermüdliche Mitstreiter nie vergessen. Ruhe in Frieden, lieber Freund!