06.03.2019

60 Jahre Volksaufstand in Tibet: Friedlicher Widerstand der Tibeter gegen Chinas Herrschaft dauert bis heute an

Seit dem Jahr 2008 haben traditionell tibetisch besiedelte Regionen eine beispiellose Welle staatlicher Repression und von Massenverhaftungen erlebt (Pressemitteilung)

Sechzig Jahre nach dem Volksaufstand in Tibet erinnert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an die Opfer der blutigen Verfolgung: Rund 87.000 Menschen starben im ersten Jahr nach dem Beginn des Aufstands am 10. März 1959. Weitere 1,1 Millionen Tibeter fielen Chinas Repression in den folgenden Jahrzehnten zum Opfer. Bild: Steve Rhodes via Flickr. BB CY 2.0

Sechzig Jahre nach dem Volksaufstand in Tibet erinnert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an die Opfer der blutigen Verfolgung: Rund 87.000 Menschen starben im ersten Jahr nach dem Beginn des Aufstands am 10. März 1959. Weitere 1,1 Millionen Tibeter fielen Chinas Repression in den folgenden Jahrzehnten zum Opfer.

„Trotz massiver Verfolgung dauert der friedliche Widerstand der Tibeterinnen und Tibeter gegen Chinas Herrschaft bis heute an. Der Volksaufstand ist nicht nur ein geschichtliches Ereignis. Er wirkt bis heute im Leben vieler Menschen in Tibet fort“, erklärt GfbV-Direktor Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. Regelmäßig protestierten Tibeter öffentlich gegen die Plünderung ihrer Rohstoffe oder verlangten in Solo-Protesten, dem Dalai Lama die Rückkehr nach Tibet zu gestatten. China sei es nicht gelungen, den friedlichen Widerstand zu brechen, obwohl schon der Besitz von Fotos des Dalai Lama unter Strafe stünde.  

Nachdrücklich kritisiert die Menschenrechtsorganisation die mangelnde Unterstützung der Tibeter durch die internationale Staatengemeinschaft. „Chinas wachsender wirtschaftlicher und politischer Einfluss lässt immer mehr Staaten wegschauen, wenn tibetische Menschenrechtler willkürlich verhaftet und gefoltert werden. Selbst im Deutschen Bundestag wäre die Verabschiedung einer kritischen Tibet-Resolution wie im Juni 1996 heute kaum mehr vorstellbar“, so Delius.

Dabei hat der friedliche Widerstand der Tibeterinnen und Tibeter seit den Olympischen Spielen in Peking im Jahr 2008 deutlich zugenommen. Vor allem in den tibetischen Siedlungsgebieten in Provinzen, die an die offizielle Autonome Region Tibet (TAR) angrenzen, ist der Protest deutlich erstarkt. Dort hat Chinas Repressionsapparat die alltägliche Kontrolle der lokalen Bevölkerung noch nicht so ausbauen können umfassend wie in der TAR. Seit dem Jahr 2008 haben diese traditionell tibetisch besiedelten Regionen eine beispiellose Welle staatlicher Repression und von Massenverhaftungen erlebt. Mit Sit-Ins und Einzelprotesten wehren sich Tibeter gewaltlos gegen die Zerstörung von Sprache und Kultur, die Ausbeutung von Rohstoffen und gegen die Zerschlagung ihrer Religion und Gesellschaft.

Header Foto: Steve Rhodes via Flickr.