25.08.2016

70 Jahre nach erstem Kernwaffenversuch im Pazifik leiden Opfer noch immer

Internationaler Tag gegen Atomtests (29.8.) (Pressemitteilung)

Viele Inseln wurden durch die insgesamt 67 US-Atomtests zwischen 1946 und 1958 radioaktiv verseucht. Foto: EH Dome via Flickr

Zum Internationalen Tag gegen Atomtests (29.8.) hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an die ersten Kernwaffenversuche der USA vor 70 Jahren und Frankreichs vor 50 Jahren im Pazifik erinnert und mehr Hilfe für die Opfer und ihre Nachkommen gefordert. „Die Atommächte haben sich aus dem Pazifischen Ozean davon gemacht. Zurückgelassen haben sie gigantische Atommülldeponien. Ihr strahlendes Erbe ist eine Hypothek für Generationen indigener Bewohner der Pazifischen Inseln“, kritisierte die GfbV. Die medizinischen und ökologischen Folgen der Kernwaffenversuche müssten umfassend untersucht, die Atomtestopfer besser medizinisch betreut und außerdem umfassend entschädigt werden. „Während die Atommächte ihren eigenen Soldaten, die während der Tests eingesetzt wurden, inzwischen eine Entschädigung zahlen, warten viele betroffene Indigene darauf bisher vergeblich“, berichtete der GfbV-Pazifik-Experte Ulrich Delius.

Die erste Atombombe hatten die USA am 30. Juni 1946 auf dem Bikini-Atoll gezündet. Das Atoll gehört zu den Marshall-Inseln in Mikronesien. Die Vorbereitungen für die umstrittene Testreihe hatten mit der Zwangsumsiedlung der indigenen Bewohner des Atolls am 1. März 1946 begonnen. Bis heute leiden sie unter den katastrophalen Folgen der Kernwaffenversuche. Die Krebsrate unter ihnen ist eine der weltweit höchsten. Gezielt wurde die Bevölkerung der Marshall-Inseln vom US-Militär als „Versuchskaninchen“ missbraucht, um die Konsequenzen von Atomwaffen-Einsätzen zu untersuchen.

Viele Inseln wurden durch die insgesamt 67 US-Atomtests zwischen 1946 und 1958 radioaktiv verseucht. Die US-Behörden behaupten bis heute, nur vier Inseln seien betroffen gewesen. Im Juli 2016 wurden bislang geheim gehaltene Filmaufnahmen nach den ersten Tests veröffentlicht. Sie machen deutlich, dass auch die US-Militärs von der atomaren Zerstörungskraft überrascht waren. Bis heute haben sich die USA nicht für das enorme Leid entschuldigt, das die Versuche auf den Marshall-Inseln verursachten.

Auf dem Moruroa-Atoll in Französisch-Polynesien explodierte die erste Atombombe am 2. Juli 1966. Vor 20 Jahren wurden die Versuche dort 1996 endgültig eingestellt. Die Auseinandersetzungen um eine angemessene Entschädigung der Atomtestopfer unter der Maohi-Urbevölkerung halten aber weiter an. Der frühere französische Premierminister Alain Juppé hat im Juli 2016 eingeräumt, dass die Tests nicht wie behauptet sauber gewesen seien, sondern Besorgnis erregende Folgen für Umwelt und Gesundheit hatten. Die Synode der Evangelischen Kirche Französisch-Polynesiens beschloss im August 2016, Frankreich wegen der Atomtests vor den Internationalen Strafgerichtshof zu bringen.


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