19.04.2005

Ägyptischer Staatspräsident verharmlost Unterdrückung der Kopten

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Montag Ägyptens Staatspräsident Hosni Mubarak vorgeworfen, die Diskriminierung der christlichen Kopten zu verharmlosen. Mubarak hatte am Sonntag öffentlich bestritten, dass Kopten eine Minderheit seien und bedrängt würden. "Die Diskriminierung von Kopten und die Gewalt gegen Angehörige der Religionsgemeinschaft haben in den letzten Monaten erneut zugenommen", warnte der GfbV-Referent Ulrich Delius. "Doch während die Kopten früher zur Gewalt und Unterdrückung schwiegen, protestieren sie nun immer mehr öffentlich gegen ihre Behandlung in Ägypten als Bürger zweiter Klasse".

 

Kopten dürfen alleine aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit nicht Bürgermeister, Gouverneur, Universitätsdozent oder Dekan werden oder andere führende Positionen im Militär, dem Geheimdienst, der Polizei und der Justiz bekleiden. Auch in staatseigenen Betrieben ist der Anteil an Kopten in Leitungsstellen vergleichsweise minimal. Dabei gelten die Kopten in der freien Wirtschaft und in selbständigen Berufen als besonders erfolgreich. Obwohl die Kopten nur 10 Prozent der 70 Millionen Ägypter stellen, sind rund 25 Prozent der Journalisten, Rechtsanwälte, Ärzte und Apotheker Angehörige der Minderheit.

 

Bei Auseinandersetzungen zwischen jugendlichen Muslimen und Kopten waren am 29. Dezember 2004 in der 250 Kilometer südlich von Kairo gelegenen oberägyptischen Provinz Minya ein Mensch getötet und zwei Personen verletzt worden. Muslime hatten Kopten in der Stadt Damshau Hashem verdächtigt, ein Haus abzureißen, um auf dem Grundstück später eine Kirche zu errichten. Der Bau neuer Gotteshäuser für die Kopten muss ausdrücklich von den Behörden genehmigt werden. Seit Jahren bemühten sich die Bewohner der Stadt vergeblich um eine Baugenehmigung. Die Polizei verhängte den Ausnahmezustand über die Stadt und verhaftete rund 80 Demonstranten.

 

Mit einem Massenprotest mobilisierten eintausend koptische Christen zwischen dem 5. und 9. Dezember 2004 vor der Orthodoxen Kathedrale in Kairo gegen ihre Diskriminierung und das Verschwinden einer Frau eines Pfarrers, die zum Islam zwangskonvertiert werden sollte. Bei den Protesten wurden 55 Personen verletzt, 34 demonstrierende Christen wurden verhaftet. Aus Protest gegen die Festnahmen wurde die Kathedrale zum Weihnachtsfest 2004 nicht festlich geschmückt.