15.01.2019

Afrin in Nordsyrien ein Jahr unter türkischer Besatzung - Mahnwache vor US-Botschaft und Appell-Übergabe

„Kurden und andere Minderheiten in Nordsyrien vor türkischen Angriffen schützen!“ am Donnerstag, den 17.01.2019, von 10:30 bis 12:30 Uhr vor dem Brandenburger Tor, Pariser Platz, 10117 Berlin. (Pressemitteilung)

Angesichts des drohenden Einmarsches türkischer Truppen in den kurdisch verwalteten Nordosten Syriens appelliert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Donnerstag in Berlin mit einer Mahnwache nahe der amerikanischen Botschaft an US-Präsident Donald Trump, die Kurden keinesfalls im Stich zu lassen. Foto: fleno.de via Flickr CC BY-SA 2.0

Angesichts des drohenden Einmarsches türkischer Truppen in den kurdisch verwalteten Nordosten Syriens appelliert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Donnerstag in Berlin mit einer Mahnwache nahe der amerikanischen Botschaft an US-Präsident Donald Trump, die Kurden keinesfalls im Stich zu lassen. Gleichzeitig erinnert die Menschenrechtsorganisation gemeinsam mit in Deutschland lebenden Kurden an das schwere Schicksal der Bevölkerung in Afrin im Nordwesten Syriens. Dieses Gebiet ist seit einem Jahr türkisch besetzt. Die Menschen dort werden von islamistischen Gruppierungen bedrängt und verfolgt. Während der Mahnwache wird eine Delegation der GfbV und der Kurden in der Botschaft zu einem Gespräch und der Übergabe des Appells sowie eines Memorandums über die Lage in Afrin empfangen.

„Seit Beginn des Angriffskrieges des Nato-Partners Türkei gegen Afrin am 20. Januar 2018 und der anschließenden Besetzung dieser Region erreichen uns von dort täglich schlimme Berichte über Morde, Entführungen, Misshandlung von Frauen, Brandstiftung und Raubzüge in Afrin. Das darf sich nicht wiederholen!“, sagt der GfbV-Nahostexperte Kamal Sido. Die internationale Gemeinschaft dürfe diesen Verbrechen nicht tatenlos zusehen, sondern müsse die türkische Regierung unter Recep Tayyib Erdogan dazu bewegen, sich schnellstens wieder aus Syrien zurückzuziehen. Durch den Krieg und die Besetzung Afrins wurden tausende Kurden, Yeziden, Aleviten und Christen getötet, mindestens 3.000 verschleppt und etwa 250.000 vertrieben. Jetzt lässt die türkische Regierung in der Region vermehrt die Familien radikaler Islamisten ansiedeln und so die Demographie von Afrin verändern.

Nachdem Erdogan mit Afrin vor einem Jahr die nordwestliche Kurdenregion Syriens in seine Gewalt gebracht hatte, kündigte er vor einigen Wochen eine neue Militäroffensive gegen die meist aus Kurden bestehende Miliz YPG im Nordosten des Nachbarlandes an. „Die YPG, die neben Kurden aus Assyrern/Aramäern, Yeziden, Christen und Angehörigen anderer Volksgruppen besteht, hat zehntausende Opfer des Kampfes gegen den IS und andere Radikalislamisten zu beklagen. Die Frauen und Männer, die auf der Seite der USA und des Westens gegen den IS gekämpft haben, müssen jetzt vor Erdogans Truppen und den mit ihnen verbündeten syrischen Islamisten geschützt werden“, fordert Sido.

Headerfoto: fleno.de via Flickr