30.09.2025
Aktionstag gegen koloniale Gewalt am 2.10.
Gedenken und Protest in Göttingen, Witzenhausen und Kassel
Anlässlich des Jahrestages des Vernichtungsbefehls gegen die Ovaherero von 1904 ruft die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) gemeinsam mit Göttingen Postkolonial, Witzenhausen Postkolonial und BiPOC Kassel am Donnerstag (2. Oktober) zu einem Aktionstag gegen koloniale Gewalt auf. In Göttingen, Witzenhausen und Kassel werden Aktionen stattfinden, mit denen die Veranstalter darauf aufmerksam machen wollen, dass der deutsche Kolonialismus kein abgeschlossenes Kapitel der Geschichte ist. Seine Folgen wirken bis heute fort – von Denkmälern über Bildungsinstitutionen bis hin zu globalen Wirtschaftsstrukturen wie Agrarhandel, Ressourcen- und Energieprojekten.
Im Mittelpunkt der drei Aktionen sollen die Stimmen von Nachfahren und Betroffenen kolonialer Verbrechen stehen. Sie fordern die Anerkennung kolonialer Verbrechen, Reparationen und Restitution, die Anerkennung der Landrechte betroffener Gemeinschaften und eine ernsthafte Beteiligung der Nachfahren.
Im Rahmen der Aktion fordert die GfbV die Stadt Göttingen erneut auf, das Süd-Westafrika-Denkmal umzuwidmen. „In seiner jetzigen Form erinnert das Denkmal nach wie vor in erster Linie an die gefallenen Soldaten der deutschen Kolonialtruppen. Zwar weist eine ergänzende Tafel den Krieg gegen die Ovaherero und Nama immerhin als „eines der größten Verbrechen der deutschen Kolonialgeschichte“ aus, doch ohne ihn ausdrücklich als Genozid zu benennen. Ein solches Gedenken ist heute nicht mehr angemessen“, heißt es in einem Brief der GfbV an Göttingens Oberbürgermeisterin Petra Broistedt. Darin wurde die Oberbürgermeisterin eingeladen, an der Aktion teilzunehmen.
Programm
- 10 Uhr: Göttingen, Süd-Westafrika-Denkmal
Auftakt mit einer Kontextualisierung des Denkmals, gefolgt von einer Gedenkzeremonie mit Prince Kamaazengi Marenga, einem namibischen Poeten und Nachfahren der Ovaherero. Im Zentrum stehen politische Forderungen an die Stadt Göttingen. Im Vorfeld hat die GfbV einen Brief an die Göttinger Oberbürgermeisterin Petra Broistedt verschickt, in dem sie fordert, das Süd-Westafrika-Denkmal in enger Zusammenarbeit mit betroffenen Gemeinschaften umzuwidmen. - 13 Uhr: Witzenhausen, Gelände der ehemaligen Deutschen Kolonialschule
Fortsetzung des Gedenkens am Denkmal auf dem Gelände der einstigen Kolonialschule. Auch hier stehen eine Gedenkzeremonie mit Prince Kamaazengi Marenga und konkrete politische Forderungen an die Stadt im Mittelpunkt. Die Geschichte der Kolonialschule wurde bisher kaum kritisch aufgearbeitet. Bis heute bestehen koloniale Kontinuitäten in Forschung, Lehre, Schulen und Stadtgesellschaft. Die Aktivisten fordern, dass Anliegen wie Landfragen und Aufarbeitung ernst genommen und Forschung transparent gestaltet werden muss. - 17 Uhr: Kassel, Demonstration zum Auftakt der BUKO 40
Abschluss des Aktionstags mit der Teilnahme an der Demonstration zum Beginn des 40. Kongresses der Bundeskoordination Internationalismus BUKO 40 - unter dem Motto „Gegen jeden Kolonialismus“. Internationale Gäste werden mit Redebeiträgen den Blick auf globale Kontinuitäten kolonialer Ausbeutung und Widerstände erweitern.
Für Rückfrage zur Aktion erreichen Sie Gerrit Hofert von der GfbV unter gl@gfbv.de oder 0551 / 49906-27. Für inhaltliche Fragen erreichen Sie Laura Mahler, Referentin für Subsahara-Afrika unter l.mahler@gfbv.de oder 03051 / 695825-3.