19.04.2005

Appell: "Bitte setzen Sie sich für Menschenrechte verfolgter Uiguren ein, Herr Minister!"

Türkischer Außenminister reist nach China

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Montag an den türkischen Außenminister Abdullah Gul appelliert, sich bei seiner China-Reise für ein Ende der Verfolgung der Uiguren einzusetzen. Die Menschenrechtsorganisation hat Außenminister Gul nachdrücklich gebeten, sich besonders für die Freilassung der herzkranken uigurischen Menschenrechtlerin Rebiya Kader einzusetzen. "Mit großer Besorgnis verfolgen wir auch die systematische Verdrängung der uigurischen Sprache aus dem Bildungssystem Xinjiangs (Ostturkistans)", erklärte die Menschenrechtsorganisation. Die türkische Regierung habe leider bisher die Unterdrückung dieser Turk-Sprache und der rund sieben Millionen in China lebenden Uiguren ignoriert, bedauerte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius.

 

Außenminister Gul wird am 1. Februar 2005 zu einem fünftägigen Besuch in die Volksrepublik China reisen. Rebiya Kader war im August 1999 verhaftet worden, als sie Rechercheuren des US-Kongresses ein Päckchen mit frei in China käuflichen Zeitungen übergeben wollte. Wegen des "Verrats von Staatsgeheimnissen" wurde sie im März 2000 in einem Unrechtsprozess zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Nach internationalen Protesten wurde die Strafe schließlich reduziert, so dass die Mutter von elf Kindern nun am 12. August 2006 freikommen soll. In den 80er Jahren hatte sie eine Traumkarriere als Unternehmerin gemacht und wurde sogar auch Parlamentsabgeordnete. In Ostturkistan ist sie sehr beliebt, weil sie die berufliche Ausbildung uigurischer Frauen förderte. Politisch in Ungnade fiel sie, nachdem ihr Mann 1996 in die USA floh und sie sich weigerte, sich von ihm scheiden zu lassen.

 

Im April 2004 ordnete China in einer neuen Richtlinie für das Erziehungswesen die Abschaffung der Minderheitenschulen an, in denen auch in Uigurisch unterrichtet wird. Zukünftig soll vor allem in Chinesisch unterrichtet werden, auch in Minderheitengebieten wie in Ostturkistan, Die stattdessen seit 1998 im Aufbau befindlichen "Versuchsschulen" bieten Uigurisch nur noch als Wahl- und nicht mehr als Pflichtfach an. "Der uigurischen Sprache droht der Untergang", warnte Delius.

 

Die Gesellschaft für bedrohte Völker ist eine internationale Menschenrechtsorganisation mit beratendem Status bei den Vereinten Nationen und dem Europarat.