28.11.2015

Mauretanien: Inal-Massaker und ethnische Säuberungen vor 25 Jahren

Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht länger tabuisieren (Pressemitteilung)

© Mark Fischer via Flickr

25 Jahre nach blutigen ethnischen Säuberungen in Mauretaniens Armee hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ein Ende der Tabuisierung dieser Verbrechen gegen die Menschlichkeit gefordert und eine offizielle Entschuldigung Mauretaniens bei den Hinterbliebenen der Opfer verlangt. „Das Inal-Massaker ist bis heute ein Trauma für Mauretaniens dunkelhäutige Bevölkerung. Solange das Land nicht dieses düstere Kapitel seiner Geschichte aufarbeitet, werden die Spannungen zwischen der Führungsschicht der Araber und Berber und der dunkelhäutigen Mehrheitsbevölkerung weiter zunehmen“, erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Samstag in Göttingen. Am 28. November 1990 waren 28 dunkelhäutige Soldaten von Armeeangehörigen in der Militärbasis des Dorfes Inal im Norden des Landes gehängt worden. Die Massenhinrichtung konnte erst aufgrund internationalen Drucks gestoppt werden. Eine für heute geplante Gedenkveranstaltung für die Opfer wurde von den Behörden verboten. Auch in den Vorjahren hatte die Regierung versucht, jedes öffentliche Gedenken an die Ermordeten zu verhindern.

Auch in anderen Militärcamps, wie zum Beispiel in den Orten Nbeyka, Jreida, Oualata, Legat und Azlat sowie entlang des Senegal-Flusses im Süden des Landes wurden vor 25 Jahren gezielt Soldaten aufgrund ihrer Hautfarbe ausgesondert und ermordet. Insgesamt fielen 534 dunkelhäutige Militärs diesen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Opfer. Den mordenden Militärs wurde mit der Verabschiedung eines Amnestiegesetzes im Jahr 1993 Straffreiheit gewährt.

Mit einer Sternfahrt hunderter Fahrzeuge nach Inal hatten in den Jahren 2011 und 2012 mauretanische Menschenrechtsorganisationen der Opfer gedacht. Doch die Organisatoren hatten mit unzähligen Behinderungen und Schikanen der Behörden zu kämpfen, die um jeden Preis ein öffentliches Gedenken am Ort des Schreckens unterbinden wollten. Mit willkürlichen Straßensperren und immer neuen behördlichen Auflagen versuchte man vergeblich den Autokorso zu stoppen. Dieses Jahr fand keine Sternfahrt statt, weil zwei der Organisatoren wegen Protesten gegen die Sklaverei als politische Gefangene inhaftiert sind.

Für die dunkelhäutigen Wolof, Bambara, Soninké und Pulaar ist das Inal-Massaker zum Symbol ihrer Diskriminierung und Behandlung als Bürger zweiter Klasse geworden. Seit Jahrzehnten prangern sie die gezielte Arabisierung des Landes und die Missachtung ihrer Sprachen im öffentlichen Leben, in Radio und Fernsehen sowie in den Schulen und Universitäten an. Auch leiden sie massiv unter Landraub und Verarmung sowie unter der Verweigerung  der Ausstellung gültiger Ausweispapiere.


Header Foto: Mark Fischer via Flickr