03.10.2016

Blutbad in Äthiopien muss untersucht werden

Offizielle Opferzahlen sind nicht glaubwürdig (Pressemitteilung)

Nach Informationen der Behörden sollen zwischen dem 5. und 7. August 2016 sieben Demonstranten getötet worden sein, in Wahrheit verloren aber mindestens 104 Oromo und Amhara ihr Leben. Foto: GfbV

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat den Behörden Äthiopiens vorgeworfen, die Zahl der Todesopfer zu verschleiern, die bei der gestrigen Niederschlagung von Protesten beim Erntedankfest der Oromo ums Leben kamen.
„Die von der Regionalregierung Oromias genannte Zahl von 52 Todesopfern ist nicht glaubwürdig, da Augenzeugen über deutlich mehr Todesfälle berichteten. Dringend muss das Blutbad von unabhängigen internationalen Experten untersucht werden, um das wahre Ausmaß und die Verantwortung für den gewaltsamen Tod zu klären“, erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen. Augenzeugen gehen vom gewaltsamen Tod von bis zu 300 Menschen aus.

Die Menschenorganisation wies darauf hin, dass niemals von den Behörden glaubwürdige Opferzahlen vorgelegt wurden, seit im November 2015 die öffentlichen Proteste der Oromo begannen. Regelmäßig war die tatsächliche Zahl der Getöteten fünf- bis zehnmal so hoch, wie von offiziellen äthiopischen Stellen eingeräumt wurde. So kamen nach offiziellen Angaben fünf Menschen Mitte Dezember 2015 bei Demonstrationen zu Tode. Tatsächlich starben damals jedoch mindestens 75 Oromo. Nach Informationen der Behörden sollen zwischen dem 5. und 7. August 2016 sieben Demonstranten getötet worden sein, in Wahrheit verloren aber mindestens 104 Oromo und Amhara ihr Leben. „Die Menschen in Äthiopien haben jedes Vertrauen in Erklärungen ihrer Behörden verloren. Nur unabhängige internationale Experten können die wahren Umstände und Folgen des exzessiven Einsatzes von Gewalt durch Sicherheitskräfte klären“, sagte Delius.

„Leider deutet wenig darauf hin, dass die Behörden die Verantwortlichen für die dramatische Eskalation der Lage bei dem von mehr als zwei Millionen Menschen besuchten Fest juristisch zur Rechenschaft ziehen werden.“ Stattdessen soll den Oromo der Prozess gemacht werden, die die Teilnehmer des Fests dazu verleitet hätten, in Sprechchören Gerechtigkeit zu fordern. „So macht man die Opfer zu Tätern, statt den unverantwortlichen Abwurf von Tränengas-Granaten auf die dicht gedrängt stehende Menschenmenge zu klären. Wer so einen Einsatz anordnet, nimmt bewusst den Tod von hunderten Menschen in Kauf, um Demonstranten mundtot zu machen“, erklärte Delius. Auch das von den Behörden eingeräumte Abfeuern von Warnschüssen war unverantwortlich, da es natürlich eine Massenpanik auslöste, bei der viele Menschen zu Boden fielen und niedergetrampelt wurden.

Videoaufnahmen und Aussagen von Augenzeugen deuten darauf hin, dass das Tränengas aus einem von der äthiopischen Armee genutzten Bell 205 - Hubschrauber aus US-amerikanischer Fertigung abgeworfen wurde. In der nahe gelegenen Stadt Debre Zeyit befindet sich eine Luftwaffenbasis. 

Header Foto: GfbV