12.12.2018

Brasilien: "Beunruhigender Rückschritt" für indigene Gemeinschaften

Brasilien: Pläne der neuen Regierung werfen „düstere Schatten“ voraus - Schwächung der brasilianischen Indigenen-Behörde als „beunruhigenden Rückschritt“ scharf kritisiert (Pressemitteilung)

Als „beunruhigenden Rückschritt“ wertet die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Entscheidung des Übergangsteams des designierten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, die Indigenen-Behörde des Landes FUNAI (Fundação Nacional do Índio) zukünftig dem Ministerium für Frauen, Familie und Menschenrechte zu unterstellen. Foto: Fabio Rodrigues Pozzebom via Wikimedia Commons CC-BY-2.0

Als „beunruhigenden Rückschritt“ wertet die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Entscheidung des Übergangsteams des designierten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, die Indigenen-Behörde des Landes FUNAI (Fundação Nacional do Índio) zukünftig dem Ministerium für Frauen, Familie und Menschenrechte zu unterstellen. „Die Pläne der neuen Regierung werfen düstere Schatten voraus: Sie ignoriert schon jetzt die Bedürfnisse der indigenen Bevölkerung und schwächt gezielt ihre mühsam errungenen Rechte“, kritisierte die GfbV-Referentin für indigene Völker, Yvonne Bangert, am Mittwoch in Göttingen.

Eine Delegation Indigener hatte Anfang Dezember in einer offiziell an das Übergangsteam übergebenen Erklärung gefordert, dass die FUNAI weiter zum Justizministerium gehören soll. Die Indigenen-Behörde ist für die Sicherung der Rechte der indigenen Gemeinschaften zuständig und weist für sie auch die in der Verfassung Brasiliens garantierten, lebenswichtigen Schutzgebiete aus. Dafür muss sie eng mit anderen Organen des Justizministeriums zusammenarbeiten.

„Diese seit Jahren eingespielte Zusammenarbeit nun zu beenden, ist eine große Gefahr für die Indigenen. Sie befürchten, dass die FUNAI ihre Durchsetzungskraft verliert und Landkonflikte wieder angeheizt werden“, sagte Bangert. Bolsonaro hatte sich schon im Wahlkampf gegen die Aufrechterhaltung der Schutzgebiete für Indigene ausgesprochen. Er hatte angekündigt, entgegen des geltenden Verbots ihren Verkauf zu ermöglichen. Auch die letzten Rückzugsgebiete indigener Gemeinschaften sollen nach seinem Willen für Industrie, Rohstoffsuche und Großprojekte geöffnet werden.

Das neu geschaffene Ministerium für Frauen, Familie und Menschenrechte soll von der evangelikalen Pastorin Damares Alves geführt werden. Viele indigene Gemeinschaften vertrauen ihr nicht, denn sie ist Mitbegründerin der Organisation Atini – Voz pela Vida (Atini – Stimme für das Leben). Atini verstärkt die Vorurteile gegen Indigene. Inzwischen ermittelt auch die Staatsanwaltschaft gegen die Organisation. Atini wird vorgeworfen, sie habe die Würde von Indigenen verletzt. Zusammen mit der christlich-missionarischen Organisation Jocum (Jovens com uma Missão – Jugend mit einer Mission) habe Atini ein Video gedreht, in dem fälschlich behauptet wird, Kindsmord sei bei der dargestellten ethnischen Gruppe ein weit verbreitetes Phänomen.

Headerfoto: Fabio Rodrigues Pozzebom via Wikimedia Commons