24.07.2020

Bürgerkrieg in Kamerun

Katholische Kirche bemüht sich um Waffenstillstand (Pressemitteilung)

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) begrüßt die Bemühungen der Katholischen Kirche Kameruns, einen Waffenstillstand in den umkämpften anglophonen Regionen des Landes zu erreichen. „Der Bürgerkrieg und die Massenflucht der Zivilbevölkerung in Kamerun zählen zu den am meisten ignorierten Menschenrechtskrisen in der Welt. Wenn sich nun die Katholische Kirche aktiv für Frieden einsetzt, gibt es endlich eine realistische Chance für eine politische Lösung des Konflikts“, erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. Die Katholische Kirche hat in ihren Bemühungen um einen Waffenstillstand im Juli 2020 ein hochrangig besetztes Treffen zwischen der Regierung Kameruns und der Unabhängigkeitsbewegung der anglophonen Regionen des Landes arrangiert. Der seit 2017 eskalierende Bürgerkrieg hat bereits mehr als 3.000 Tote gefordert. Berichte von Massakern der Armee an der Zivilbevölkerung, gewaltsamen Todesfällen in Gefängnissen sowie Entführungen von Schülerinnen und Schülern durch die Unabhängigkeitsbewegung sorgten auch international für wachsende Besorgnis.

Bislang scheiterten alle Versuche Frankreichs und der Europäischen Union, die Regierung Kameruns zu einer politischen Lösung des Konflikts und zur Einhaltung grundlegender Menschenrechte zu drängen. Staatspräsident Paul Biya leugnete das Ausmaß des Konfliktes lange und lehnte Vermittlungsversuche des Auslands ab. Es fehlt vor allem am Vertrauen zwischen den Konfliktparteien. „Eine interne Konfliktvermittlung kann enorm viel bewirken, um beide Seiten zu glaubwürdigen Verhandlungen über die Zukunft der anglophonen Regionen zu bewegen“, berichtet Delius. 

Der von der Katholischen Kirche vermittelte Dialog fand denn auch in Räumlichkeiten der Kirche in der Hauptstadt Yaoundé statt. Vonseiten der Unabhängigkeitsbewegung Ambazoniens nahm daran unter anderem ihr Anführer Julius Sisiku Ayuk Tabé teil, der dafür extra kurzzeitig aus dem Gefängnis freigelassen wurde. Die Gesprächsrunde fand unter den Augen und der Vermittlung des Erzbischofs von Bamenda, Andrew Nkea Fuanya, statt. Die anglophonen Regionen im Nord- und Südwesten des zweisprachigen Landes beklagen seit Jahren Diskriminierung und Missachtung durch die französischsprachige Mehrheitsbevölkerung. Seit 2017 kämpft eine Unabhängigkeitsbewegung in den anglophonen Regionen mit Waffengewalt für die Schaffung eines eigenen Staates Ambazonien.  

Menschenrechtsorganisationen appellieren seit langem an die Konfliktparteien, grundlegende Prinzipien des Schutzes der Zivilbevölkerung in dem Bürgerkrieg zu beachten. „Ein Waffenstillstand könnte die schwierige Lage der Bevölkerung und vor allem der Binnenflüchtlinge erleichtern, die oft vergeblich nach Schutz und Aufnahme suchen. Sie sind angesichts der auch im Kamerun herrschenden Pandemie besonders gefährdet“, warnt Delius.