31.07.2015

China: Protestanten und Katholiken wehren sich gemeinsam gegen zunehmende Christenverfolgung

Mehr als 1.200 Kreuze von Kirchen gewaltsam entfernt (Pressemitteilung)

© Weibo via Hong Kong Free Press

Katholiken und Protestanten haben in der chinesischen Provinz Zhejiang eine gemeinsame Kampagne gegen die zunehmende Zerstörung von Kirchen und Entfernung von Kreuzen auf Gotteshäusern gestartet. In sozialen Netzwerken rufen die Christen mit großem Erfolg dazu auf, neue Kreuze privat herzustellen und sie überall in der Öffentlichkeit zu zeigen, um gegen die wachsende Christenverfolgung zu protestieren. Auch gründeten christliche Rechtsanwälte in China nun das Netzwerk „Rechtsanwälte für den Schutz des Kreuzes“. Sie wollen sich für den Respekt der Religionsfreiheit gemäß den chinesischen Gesetzen einsetzen. „Chinas Christen sind immer weniger bereit, die willkürliche Einschränkung ihrer Religionsfreiheit widerstandslos hinzunehmen. Sie fordern die Beachtung der in der chinesischen Verfassung festgeschriebenen Religionsfreiheit“, erklärte Ulrich Delius, der China-Experte der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag in Göttingen. Unter dem Vorwand, die „Sicherheit und Schönheit der Gebäude zu verbessern“, sind auf Anordnung der lokalen Behörden in der Provinz Zhejiang seit Dezember 2013 mehr als 1.200 Kreuze von Gotteshäusern gewaltsam entfernt worden und 400 Kirchen zerstört worden.

„Chinas Christen dürfen in ihrem friedlichen Widerstand gegen die zunehmende Verfolgung nicht alleingelassen werden. Wir erwarten von der deutschen Bundesregierung deutliche Worte zu den massiven Einschränkungen der Religionsfreiheit für Christen in China“, erklärte Ulrich Delius, der China-Experte der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag in Göttingen. „Bislang ist die zunehmende Christenverfolgung in der Provinz Zhejiang kein Thema für die europäische China-Politik gewesen. Dabei erinnert der massive Druck auf Christen in Zhejiang fatal an die Kulturrevolution und die damals von der Kommunistischen Partei betriebene Entweihung religiöser Einrichtungen.“

Allein zwischen Mai und Juli 2015 wurden gewaltsam die Kreuze von 32 Kirchen in der Provinz Zhejiang entfernt, die in der Umgebung der Hafenstadt Shanghai gelegen ist. Wurden zunächst vor allem Gottesgebäude in der im Süden der Provinz gelegenen Region Wenzhou entweiht, so wurde in den letzten Wochen die Kampagne auf die Regionen Taizhou und Hangzhou ausgeweitet. So wurden auf Anordnung der Behörden am 2. Juli 2015 die Kreuze von fünf katholischen Kirchen in den Diözesen Taizhou und Hangzhou gewaltsam entfernt. So eskaliert die religiöse Verfolgung, obwohl Chinas Regierung Anfang des Jahres 2015 gegenüber der staatlich anerkannten „Chinesischen Katholischen Patriotischen Vereinigung“ angekündigt hatte, die Kampagne zur Entfernung der Kreuze werde unverzüglich beendet.

Sechzehn protestantische Pastoren und Gläubige, die sich in der letzten Woche gegen die Zerstörung der Kreuze friedlich wehrten, wurden festgenommen. Acht der Inhaftierten befinden sich noch immer in Haft. Insgesamt wurden bislang mehr als 1.600 Gläubige und Priester zumeist kurzzeitig festgenommen, weil sie gegen die Entweihung der Gottesgebäude protestierten.  Der 89 Jahre alte katholische Bischof von Wenzhou, Vincent Weifang Zhu, demonstrierte am 24. Juli 2015 gemeinsam mit 26 Priestern vor der Lokalregierung in Wenzhou gegen die zunehmende Christenverfolgung.


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