26.06.2017

Chinesischer Friedensnobelpreisträger unheilbar krank aus Haft entlassen

„Freilassung ist kein Zeichen für ein Umdenken in Richtung Toleranz und Kritikfähigkeit“ (Pressemitteilung)

Protest vor der chinesischen Botschaft in Berlin am 10. Dezember 2010 - dem Tag der Menschenrechte und der Verleihung des Friedensnobelpreises an Liu Xiaobo. Foto: GfbV-Archiv

Die Freilassung des chinesischen Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo ist für die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) kein Zeichen für ein Umdenken der Führung Chinas in Richtung Toleranz und Kritikfähigkeit. „Wir beobachten seit Jahren, dass schwer erkrankte oder gefolterte politische Gefangene in China aus der Haft entlassen werden, damit sie zuhause und nicht im Polizeigewahrsam sterben. Das ist beispielsweise gängige Praxis bei tibetischen Gefangenen. So versuchen die chinesischen Behörden, ihr Gesicht zu wahren und Vorwürfen zu entgehen, Menschen seien durch die Haftumstände oder Folter ums Leben gekommen“, warnte die Menschenrechtsorganisation am Montag in Göttingen.

Nach Angaben seines Anwalts ist Liu unheilbar an Leberkrebs erkrankt und kurz nach dieser Diagnose im Mai aus medizinischen Gründen freigelassen worden. Liu Xiaobo hatte sich für eine Demokratisierung seines Landes engagiert und war Ende 2009 wegen "Aufwiegelung zum Sturz der Regierung und des sozialistischen Systems“ zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Seine Frau und seine Mitstreiter wurden von den Behörden monatelang überwacht, bedroht oder unter Hausarrest gestellt. Die GfbV hat seitdem mit zahlreichen Menschenrechtsaktionen die umgehende Freilassung von Liu Xiaobo und ein Ende der Schikanen gegen seine Ehefrau und seine Unterstützer gefordert.

Header Foto: GfbV-Archiv