19.07.2020

Covid-19 in Xinjiang

Umerziehungslager dürfen nicht zur Todesfalle werden (Pressemitteilung)

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat nach dem Ausbruch von Covid-19 in Xinjiang in China davor gewarnt, dass die Umerziehungslager in der Region zu Todeslagern werden. "Ein Übergreifen der Pandemie in der Provinzhauptstadt Urumtschi auf benachbarte Lager hätte katastrophale Folgen. Denn in den Umerziehungscamps fehlt es an ausreichender medizinischer Betreuung", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen. Nachdrücklich forderte die Menschenrechtsorganisation eine sofortige Auflösung der Lager und mehr Transparenz beim Kampf gegen die Pandemie in Xinjiang. So fehle es an einem Gesundheitskonzept, wie die 1,8 Millionen Lagerinsassen bei einer Ausbreitung von Covid-19 zu schützen seien.

Dass auch die chinesischen Behörden sehr besorgt seien, zeige ihre panische Reaktion, nachdem am vergangenen Freitag neue Covid-19-Erkrankungen in der 3,5 Millionen-Stadt festgestellt wurden. So wurden die Flugverbindungen in die Stadt unterbrochen, der private Autoverkehr wurde verboten und die Menschen wurden aufgefordert, ihre Wohnungen nicht zu verlassen. Die Behörden sprechen von kriegsähnlichen Zuständen, die besondere Maßnahmen erforderten.

Aus den Umerziehungslagern Freigelassene berichteten, dass in den Camps die medizinische Betreuung vollkommen unzureichend sei. Da in den Lagern auf geringem Raum oft tausende Menschen lebten, ist dort die Ansteckungsgefahr besonders groß. Denn Wachpersonal kann das Virus unbeabsichtigt von außen einschleppen.

Chinas Behörden haben die Lager seit 2017 eingerichtet, um muslimische Nationalitäten gewaltsam umzuerziehen und zu assimilieren. Menschenrechtsorganisationen betrachten dies als Verbrechen gegen die Menschlichkeit und werfen China Völkermord an der uigurischen und kasachischen Bevölkerungsgruppe vor.