23.05.2006

Darfur – das Land der Fur

Die Lage Sudans und seiner Nachbarstaaten in Afrika

Darfur, das Land der Fur, ist fast anderthalb mal so groß wie Deutschland. Das im äußersten Westen des Sudan gelegene Gebiet grenzt an die Nachbarländer Libyen und Tschad. Es wurde 1994 von der sudanesischen Regierung in drei Regionen (Süd-, Nord- und West-Darfur) unterteilt. {bild1}Darfur ist bis heute nur in einer mehrtägigen Autofahrt über Pisten von der Hauptstadt Khartum aus erreichbar. Da die Region Jahrzehnte lang von der Zentralregierung vernachlässigt wurde, fehlt es überall an Infrastruktur. Das in weiten Teilen Wüsten ähnliche Gebiet wird immer wieder von Hungerkatastrophen heimgesucht. Rund 95.000 der in Darfur lebenden 3,1 Millionen Menschen fielen zwischen August 1984 und November 1985 einer Dürrekatastrophe zum Opfer, hunderttausende Tiere und unzählige Viehherden gingen zugrunde.

Aufgrund des ariden Klimas, der Nahrungsmittelengpässe und des Mangels an Wasserstellen und Weidegründen für die Viehherden kam es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder zu Konflikten zwischen arabischen oder arabisierten Nomaden und afrikanischen Bauern in Darfur.

Angehörige arabischer Völker wanderten vor einigen Jahrhunderten in den Sudan ein. Sie stellen in Darfur mit rund 25 Prozent der Bevölkerung nur eine Minderheit. Für die arabischen Ethnien der Rizeigat (Baggara), Beni Halba, Taaischa, Umm Jalul, Midoub, Maalia, Habbania und Bideyat ist die Abstammung besonders entscheidend. Stolz bezeichnen sie sich als Araber, obwohl sie oft auch negroide Züge aufweisen. Sie stammen aus – nicht selten erzwungenen - Verbindungen zwischen Arabern und Schwarzafrikanerinnen. Ausländer können arabische Gruppen, arabisierte Völker und nicht-arabische Gemeinschaften kaum äußerlich voneinander unterscheiden. Doch für die einheimische Bevölkerung ist dies leicht und gleichzeitig von größter Bedeutung.

Bei den nicht-arabischen Völkern zählen die Fur, Zaghawa und Massalit zu den wichtigsten Gruppen. Da die Grenzen im Westen des Sudan künstlich zu Kolonialzeiten gezogen wurden, leben Angehörige dieser Volksgruppen auch jenseits der Staatsgrenzen. So gibt es auch im Tschad Zaghawa. Dies hat bei der Bewältigung des jüngsten Flüchtlingsexodus sehr geholfen, weil zehntausende Zaghawa aus Darfur großzügig von ihren Verwandten im Tschad aufgenommen wurden. Dort leben im Osten des Landes weit mehr als die 200.000 offiziell registrierte Flüchtlinge aus Darfur.