16.06.2016

Der Völkermord an den Herero und Nama

GfbV-Afrikareferent über den Völkermord an den Herero und Nama durch die Truppen des Deutschen Kaiserreiches im heutigen Namibia

Bis heute streiten Historiker und Nachkommen deutscher Siedler oder Soldaten über die Frage, ob es sich bei dem Vernichtungskrieg von Generalleutnant Lothar von Trotha gegen die Herero und Nama um Völkermord handelt. Foto: Gustavo Jeronimo via Flickr lizenziert unter Creative Commons CC BY 2.0

Am 12. Januar 1904 begann der Aufstand der Herero in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika, der heutigen Republik Namibia. Die Herero begehrten auf, denn deutsche Siedler verstießen ständig gegen die Bestimmungen des "Schutzvertrages". Darin hatten sich die Kolonialherren verpflichtet, die bestehenden Sitten und Gebräuche zu respektieren. Die Erhebung des Nomadenvolkes gegen den fortschreitenden Verlust ihres Landes und gegen ihre Entrechtung durch die Kolonialregierung wurde zum Auslöser für den ersten von Deutschen verübten Völkermord, in dessen Verlauf rund 65.000 Herero und 10.000 Angehörige des Nama-Volkes von wilhelminischen Soldaten und Siedlern umgebracht wurden.

Der von Berlin zur Niederschlagung des Aufstands entsandte Kommandeur der Deutschen Schutztruppe, Generalleutnant Lothar von Trotha, ordnete nach der Niederlage der Herero in der Schlacht am Waterberg (11.August 1904) die Vernichtung der Herero an. Gegenüber Gouverneur Leutwein, der einen Vernichtungsfeldzug gegen die Herero ablehnte, machte v. Trotha unmissverständlich deutlich, dass für ihn Völkermord die angemessene Reaktion war: "Ich kenne genug Stämme in Afrika. Sie gleichen sich alle in dem Gedankengang, dass sie nur der Gewalt weichen. Diese Gewalt mit krassem Terrorismus und selbst mit Grausamkeit auszuüben war und ist meine Politik. Ich vernichte aufständische Stämme mit Strömen von Blut und Strömen von Geld." Von Trotha bezeichnet den Aufstand als den "Anfang eines Rassenkampfes".

Der Tatbestand des Genozids wurde somit erfüllt, denn die Schutztruppe setzte den Vernichtungsbefehl v.Trothas um. Die Soldaten drangen immer weiter in die wasserlose Omaheke vor, in die die Herero nach der Schlacht am Waterberg mangels anderer Alternativen geflohen waren. Mit einem 250 Kilometer langen Überwachungsring wurden von der Schutztruppe alle Ausgänge aus der Wüste abgeriegelt. Angebote zur Aufgabe wurden ignoriert, Verdurstende "von ihrem Leiden erlöst". Tausende Männer, Frauen und Kinder wurden umgebracht oder verdursteten, das gesamte Vieh der Herero ging zugrunde.

Mehr Infos und einen ausführlichen Bericht zum 100. Jahrestag des Völkermords finden Sie hier: 100 Jahre Völkermord an den Herero und Nama


Header Foto: Gustavo Jeronimo via Flickr