30.10.2017

Deutschlands vergessene Wolfskinder brauchen unsere Hilfe!

Eine Dokumentation der Gesellschaft für bedrohte Völker

Es bleibt nicht mehr viel Zeit, das schwere Schicksal der Wolfskinder zu würdigen.

Noch leben sie, die letzten Wolfskinder. Noch können sie selbst erzählen, was sie in ihrer Kindheit Ende des Zweiten Weltkrieges durchgemacht haben. Die Wolfskinder vereint ein schweres Schicksal: Sie waren klein, als die Rote Armee 1945 im nördlichen Ostpreußen Königsberg eroberte, und sie mussten die Schrecken der russischen Besatzung miterleben. Damals verloren viele Kinder ihre Eltern durch Mord, Vergewaltigung und Verschleppung, Zehntausende starben an Krankheiten oder verhungerten. Kinder, die überlebten, waren auf einmal ganz allein. Manche kamen in sowjetische Heime. Tausende flohen aber auch nach Litauen, oft versteckt in Güterzügen. Sie irrten durch die Wälder und wurden schließlich von litauischen Familien aufgenommen. Die Kinder bekamen neue Namen und vergaßen oft für lange Zeit ihre Herkunft, bis auf einmal die Erinnerung aufblitzte. Viele Wolfskinder quälen seitdem die alten Bilder. Sie fühlen sich eng mit ihren warmherzigen Rettern in Litauen verbunden, haben dort auch selbst Familien gegründet. Doch viele von ihnen suchen noch immer nach ihren ostpreußischen Angehörigen oder hadern mit ihrem Schicksal.

In den 1990er Jahren nahm die Öffentlichkeit erstmals Notiz von den Wolfskindern. Damals begann ein Kampf um die ideelle und politische Anerkennung ihres unerhörten Leids. Während inzwischen nahezu alle anderen anerkannten Opfergruppen des Zweiten Weltkriegs durch die Bundesrepublik entschädigt worden sind, wurden die Wolfskinder übergangen. Nur private Spenden von ostpreußischen Landsleuten und die Privatinitiative des ehemaligen Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten zeigten ihnen, dass sie nicht ganz vergessen sind.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) möchte mit dieser Publikation dazu beitragen, dass die Wolfskinder zu Wort kommen.

Als am 14. September 1991 von den in Litauen verbliebenen Wolfskindern der Verein „Edelweiß“ gegründet wurde, fanden sich beim ersten Treffen 65 Betroffene aus allen Teilen des Landes zusammen. Die wenigsten sprachen noch Deutsch, viele von ihnen erinnerten sich nur an ihre früheren Vornamen und wussten kaum mehr, als dass sie aus Ostpreußen stammten. Rasch stieg die Zahl der Vereinsmitglieder auf 350. Heute sind es hingegen weniger. Manche sind in die Bundesrepublik ausgereist, andere inzwischen gestorben. Von den Wolfskindern, die noch in Litauen wohnen, haben die meisten resigniert und den Kampf um die Anerkennung ihres tragischen Lebenswegs aufgegeben.

Es bleibt nicht mehr viel Zeit, das schwere Schicksal der Wolfskinder zu würdigen. Die GfbV ruft deshalb die Bundesregierung eindringlich dazu auf, ihnen schnell und unbürokratisch eine finanzielle Entschädigung zu gewähren.

Sie können unsere Dokumentation "Deutschlands vergessene Wolfskinder brauchen unsere Hilfe!" (Stand Oktober 2017) hier herunterladen. (pdf, 9MB)