28.09.2018

Ditib soll sich zu Menschenrechten und demokratischer Grundordnung bekennen

Erdogan eröffnet Großmoschee in Köln (29.9.) (Pressemitteilung)

Vor der Eröffnung einer neuen Großmoschee in Köln durch den türkischen Präsidenten Erdogan hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) den Dachverband der türkischen Moscheegemeinden (Ditib) aufgefordert, sich zu Menschenrechten und der demokratischen Grundordnung zu bekennen. Die Verquickung von Religion und totalitärem Staat muss endlich beendet werden. Bild: Raimond Spekking via Wikimedia Commons | CC BY-SA 4.0

Vor der Eröffnung einer neuen Großmoschee in Köln durch den türkischen Präsidenten Erdogan hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) den Dachverband der türkischen Moscheegemeinden (Ditib) aufgefordert, sich zu Menschenrechten und der demokratischen Grundordnung zu bekennen. „Die Verquickung von Religion und totalitärem Staat muss endlich beendet werden. Sie schadet der Integration von Muslimen in Deutschland und der Wahrnehmung von Muslimen in unserem Land. Wir fordern Ditib auf, nicht länger Kriegspropaganda gegen Kurden zu verbreiten oder Christen, Aleviten und Juden anzufeinden“, erklärte der Türkei-Experte der GfbV Kamal Sido am Freitag. Denn man dürfe nicht nur für sich selbst Religionsfreiheit in Anspruch nehmen und die Rechte anderer Glaubensgemeinschaften ignorieren oder verletzen.

Die Menschenrechtler kritisieren die Nähe der Ditib zur türkischen Regierung und zum staatlichen Religionspräsidium Diyanet. Die Ditib sei in Deutschland zu Recht nicht als Religionsgemeinschaft im Sinne des Grundgesetzes anerkannt, weil sie sich gemäß ihrer Satzung auch als deutsche Auslandsvertretung des türkischen Religionspräsidiums versteht.

Viele Muslime in Deutschland üben Kritik an dem Moscheeverband. Sie fordern, die Ditib solle sich mehr der Sorgen und Anliegen der Muslime in Deutschland annehmen, statt sich von der Regierung Erdogan instrumentalisieren zu lassen und Propaganda eines totalitären Regimes zu verbreiten. „Es ist skandalös und nicht hinnehmbar, wenn in Moscheen völkerrechtswidrige Besetzungen wie im kurdisch-syrischen Afrin mit Gebeten für das türkische Militär unterstützt werden“, erklärte Sido.

Die GfbV wies nachdrücklich darauf hin, dass Hass-Botschaften weder von der Meinungs- noch der Religionsfreiheit abgedeckt sind. An Ditib appellierten die Menschenrechtler, konkrete Schritte gegen den auch unter muslimischen Zuwanderern wachsenden Antisemitismus zu ergreifen.  Dringend müsse der Moscheeverband sein Bekenntnis zur demokratischen Grundordnung mit glaubwürdigen Initiativen zur Bekämpfung des Antisemitismus unterstreichen.

Mit Besorgnis verfolgt die GfbV den wachsenden Einfluss der Ditib unter Muslimen in Deutschland. Die Imame der Ditib haben großen Einfluss auf die Meinungsbildung junger Muslime. Doch viele Eltern, die ihre Kinder in die Moschee schicken, sind sich nicht bewusst, dass dort manchmal massiv Vorurteile geschürt werden. Dies wiederum führt immer häufiger zu Anfeindungen von Jugendlichen mit kurdischen Namen auf Schulhöfen oder zu antisemitischen Übergriffen.

Headerbild: Raimond Spekking via Wikimedia Commons | CC BY-SA 4.0