05.04.2013

„Dritte Welt in Europa“ - Deutschland soll Entwicklungsprogramm für verelendete Roma auf dem Balkan finanzieren

Welt-Roma-Tag (08. April)

Deutschland soll für die verelendeten Roma in den Balkanstaaten ein wirksames Entwicklungsprogramm finanzieren. Anlässlich des Welt-Roma-Tages am kommenden Montag (8.April) erklärte der Generalsekretär der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Tilman Zülch, in Göttingen: „Dritte Welt in Europa – so kann man die Lage der Roma-Minderheiten in Bulgarien, Rumänien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Serbien und Mazedonien charakterisieren. Deshalb fordert unsere Menschenrechtsorganisation für die Roma ein finanzstarkes mehrjähriges Hilfsprogramm in den Bereichen Wohnungsbau, Infrastruktur, Ausbildung, Gesundheit und Arbeitsbeschaffung.“

Statt wie zugesichert 0,7 Prozent habe Deutschland im vergangenen Jahr nur 0,38 Prozent des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungshilfe ausgegeben, sagte der Menschenrechtler. Es müsste also genug Geld für die Roma-Minderheiten in Südosteuropa vorhanden sein. Die Bundesregierung sollte andere wohlhabende europäische Länder dazu einladen, sich an dem Entwicklungsprogramm für Roma zu beteiligen. Nur wenn die Menschen in ihren Ländern ein Auskommen fänden, ließe sich auch die von vielen befürchtete Fluchtbewegung von Roma aus ihrer Heimat in Richtung Westeuropa aufhalten.

Vor 40 Jahren haben sich Industrieländer erstmals verpflichtet, 0,7 Prozent ihres Bruttonationaleinkommens für Entwicklungshilfe auszugeben. Während alle skandinavischen Länder und die Niederlande dieses Ziel ganz oder fast erreicht haben und auch GB mit immerhin 0,56 Prozent seines Bruttonationaleinkommens ärmere Länder unterstützt, liegt Deutschland in Westeuropa mit 0,38 Prozent an 12. Stelle. 2011 hatte Deutschland noch für 14,1 Milliarden US$ Entwicklungshilfe geleistet. 2012 waren es nur noch 13,1 Milliarden US$.

Der Welt-Roma-Tag wird international am 8. April begangen. 1971 fand an diesem Tag der erste Welt-Roma-Kongress in London statt, bei dem sich Roma-Repräsentanten aus 25 Ländern trafen. Die GfbV organisierte unter Schirmherrschaft von Indira Gandhi und Simon Wiesenthal den dritten Welt-Roma-Kongress 1981 in Göttingen mit Delegierten aus 28 Staaten und vier Kontinenten. Kurz danach entschuldigten sich Bundespräsident Carstens und Bundeskanzler Schmidt für den Völkermord der Nationalsozialisten an den Sinti und Roma.