05.10.2022

Einladung zur Demonstration am Geburtstag des russischen Diktators (7.10.)

Putin feiert, wir trauern um seine Opfer

Zum 70. Geburtstag des russischen Machthabers Wladimir Putin veranstaltet die Gesellschaft für bedrohte Völker eine Aktion vor der russischen Botschaft in Berlin. Dazu laden wir Sie herzlich ein:

Am Freitag, den 7. Oktober 2022,

von 11 Uhr bis 12:30 Uhr

vor der Russischen Botschaft in Berlin

Wir werden Putins Geburtstagsfeier zu einer Trauerfeier für seine Opfer umdeuten. Schwarz gekleidete Menschen demonstrieren mit schwarzen Luftballons. Auf Schildern zeigen wir Fotos von einigen der zahlreichen Opfer Putins.

Seine Präsidentschaft ist seit über 20 Jahren von Krieg und Gewalt geprägt. Menschenrechtsaktivist*innen und Oppositionelle innerhalb der Russischen Föderation ließ er verhaften, ermorden und machte so demokratische Stimmen mundtot. Seine menschenverachtende Außenpolitik gipfelte im Angriff auf die Ukraine. Der internationale Druck auf sein Regime muss aufrecht erhalten bleiben. Einige Schicksale aus den letzten Jahrzehnten stehen stellvertretend für die Verbrechen des Regimes Putin:

In der Nacht zum 27. März 2000 drangen drei russische Militärangehörige in das Haus der Familie Kungaev im Ort Tangi-Tschu ein. Oberst Juri Budanov befehligte die Männer und entführte die damals 18-jährige ältere Tochter der Familie, Heda Kungajewa. Er brachte sie zu einem Militärstützpunkt, wo er sie misshandelte, schlug, vergewaltigte und ermordete. Das Schicksal Hedas ist typisch für die massive Gewalt gegen Zivilist*innen im Tschetschenienkrieg – die Bombardierung ziviler Ziele, systematische Folter, Verschwindenlassen, Ermordungen, Vergewaltigung. Im zweiten Tschetschenienkrieg (1999- 2009) kamen schätzungsweise 80.000 Menschen ums Leben.

Am 3. März 2014 demonstrierten Krimtataren in Simferopol gegen die Annexion der Krim, als Reschat Achmetow von Uniformierten verschleppt wurde. Später fand man seinen Leichnam mit gefesselten Händen und gezeichnet von Folterspuren. Mit der Annexion der Krim 2014 begann der Terror gegen die indigene krimtatarische Bevölkerung, die damals mit rund 300.000 Angehörigen etwa 12 Prozent der Gesamtbevölkerung der Krim ausmachte. Die Krimtataren sind bis heute die Gruppe, die sich am lautesten und geschlossen gegen die russische Annexion der Halbinsel wehrt. Systematisch werden sie verfolgt, ihre Häuser durchsucht, Menschen willkürlich zu langen Haftstrafen verurteilt, die Krimtataren als Volk kriminalisiert.

Oleksandr Kysljuk wurde im März 2022 in der Nähe seines Hauses in Butscha in der Ukraine von russischen Soldaten erschossen. Man fand seinen Leichnam in einem Massengrab mit den sterblichen Überresten 66 weiterer Menschen. Kysljuk war 20 Jahre lang Hochschullehrer, er sprach sechs Sprachen und veröffentlichte wissenschaftliche Artikel und Übersetzungen. Der Krieg gegen die Ukraine ist gekennzeichnet von systematischer Gewalt gegen Zivilisten: Bombardierungen von Wohngebieten, Krankenhäusern, Flüchtlingstrecks, Folter, Vergewaltigung und willkürlichen Morden.

Der indigene Schamane Aleksandr Gabyschev aus Jakutien wird seit Oktober 2021 wegen seiner Kritik an Putins Politik in einer speziellen psychiatrischen Klinik festgehalten, im entlegenen Ussurijsk in der Region Primorje, 100 Kilometer entfernt von Wladiwostok. Gabyschev hatte auf öffentlichen Plätzen demonstriert. Auf seinen Märschen hielt er Rituale und öffentliche Diskussionen ab, stets gewaltfrei und friedlich. Zweimal wurde er inhaftiert, beim zweiten Mal öffentlichkeitswirksam mit 50 Polizeikräften im Januar 2021. Seit Oktober 2021 wird er gegen seinen Willen in der Klinik festgehalten und es werden ihm Medikamente aufgezwungen. Im Gegensatz zu Gefängnissen gibt es in solchen Kliniken keine Haftzeiten. Die Dauer, die Inhaftierte dort als „Patienten“ verbringen ist ungewiss und wird im Fall von Gabyschev stetig verlängert. Erst gestern wurde bekannt gegeben, dass seine Zwangsbehandlung auf unbestimmte Zeit verlängert wurde. Innerhalb Russlands haben Indigene nur auf dem Papier Rechte und werden systematisch kriminalisiert. Besonders Rohstoffabbau auf ihren Territorien, Klimakatastrophe und Diskriminierung bedrohen ihr Überleben.