17.02.2014

Festnahme eines bekannten tscherkessischen Minderheiten-Vertreters

Im Schatten der Olympischen Winterspiele in Sotschi

© Hanno Schedler/GfbV

Die Gesellschaft fordert die sofortige Freilassung eines bekannten Vertreters der tscherkessischen Minderheit im Nordkaukasus, der am Freitagabend in Krasnodar von den russischen Sicherheitsbehörden festgenommen wurde. Der verhaftete tscherkessische Minderheiten-Vertreter Asker Sokht gilt als sehr moderat und hat auch immer wieder öffentlich das Verhalten der russischen Regierung gerechtfertigt. „Dass sogar ein Tscherkesse, der gar nicht der Opposition zugerechnet werden kann, verhaftet wird, zeigt, dass Russland gezielt gegen die ethnische Minderheit der Tscherkessen vorgeht“, kritisierte Sarah Reinke, GUS-Referentin der Gesellschaft für bedrohte Völker, am Montag in Berlin.

Sokht soll vorerst sieben Tage in Haft bleiben. Die Gesellschaft für bedrohte Völker hat sich in einem Brief an den russischen Staatsanwalt gewandt und de Aufklärung des Falles sowie die Freilassung von Asker Sokht gefordert. Sokht hatte versucht, rund zehn Familien syrischer Flüchtlinge tscherkessischer Volkszugehörigkeit im Nordkaukasus anzusiedeln. Russland hat selbst den hilfsbedürftigen Tscherkessen aus Syrien, die dort zu Zehntausenden zu Binnenflüchtlingen wurden, immer wieder die Tür vor der Nase zugeschlagen.

Schon am Tag der Eröffnung der Winterspiele, am 7. Februar, waren Dutzende tscherkessische Aktivisten, die sich in Naltschik, der Hauptstadt der Republik Kabardino-Balkarien, versammelt hatten, festgenommen und auf der Polizeiwache verprügelt worden. Tscherkessische Organisationen aus der Türkei, Deutschland, Russland, Litauen und Jordanien verlangen die Aufklärung dieses Falles und die Bestrafung der Täter.

Sotschi ist die letzte Hauptstadt der Tscherkessen. Dort erlitten sie 1864 die letzte Niederlage im Kampf gegen die russische Armee und wurden kollektiv vertrieben. Ihre Deportation kam einem Genozid gleich, rund eine Million Tscherkessen kamen dabei ums Leben. Nur zehn Prozent von ihnen blieben in ihrer ursprünglichen Heimat zurück. Heute wünschen sich viele Tscherkessen, die der syrische Bürgerkrieg zu Flüchtlingen gemacht hat, eine Rückkehr in die historische Heimat. Doch die russische Regierung, die immer noch eng mit dem Assad-Regime verbündet ist, verweigert ihre Einreise.