19.05.2011

GfbV schickt "Albinos" in Afrika gesponserte Sonnenschutzmittel

Kampf gegen den Aberglauben in Tansania

Aus bedrohte völker_pogrom 266, 3/2011

Menschen mit Albinismus leben in Tansania in ständiger Gefahr. Aufgrund ihrer extremen Lichtempfindlichkeit haben sie ein hohes Hautkrebsrisiko. Doch neben den gefährlichen UV-Strahlen sind es auch soziale Faktoren, die das Leben für Menschen mit Albinismus in Tansania erschweren: Stigmatisierung und Verfolgung sind an der Tagesordnung.

Besonders im ländlichen Raum verbreiten Medizinmänner den Aberglauben, die Extremitäten von Menschen mit Albinismus hätten heilende Kräfte. Vereinzelt wurde von Gerüchten berichtet, Geschlechtsverkehr mit einem "Albino" könne sogar HIV heilen. In Burundi und Tansania wurde seit 2008 von mehr als 100 Übergriffen und regelrechten Hetzjagden berichtet. Medienberichten zufolge wurden Kindern Arme und Beine abgeschlagen, Frauen wurden vergewaltigt. Kriminelle Medizinmänner mischen aus Körperteilen oder dem Blut "Zaubertränke", die den Käufern angeblich zu Reichtum verhelfen sollen.

In Afrika leben Menschen mit Albinismus und ihre Familien oft am Rand der Gesellschaft, da die Geburt eines Kindes mit Albinismus als "schlechtes Omen" gilt. Der Verein "Tanzania Albino Society" schätzt, dass es bis zu 200.000 Menschen mit Albinismus unter den 38 Millionen Einwohnern in Tansania gibt. Es ist das Land mit den meisten weltweit.

Um auf diese Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen, organisierte die GfbV eine umfassende Sonnenschutzmittelspende für Tansania. Dies gestaltete sich zur logistischen Herausforderung: Der Drogeriekonzern Rossmann erklärte sich bereit, 1.000 Tuben Sonnencreme des höchsten Lichtschutzfaktors zur Verfügung zu stellen.

Doch wie das kostbare Gut nach Tansania bringen? Das Logistikunternehmen DHL übernahm großzügig die Transportkosten. Vor Ort war die Sonnencremespende ein großer Erfolg: Franck Alphonse von der "Hands of Africa Foundation" nahm die Spende in Empfang und organisierte die Verteilung der Sonnencreme. In erster Linie wurde die Region um den Kilimandscharo versorgt.

Die "Hands of Africa Foundation" kooperiert mit mehreren tansanischen Einrichtungen für Menschen mit Albinismus. Circa 250 Menschen bietet die Spende nun vorübergehend Schutz vor der für sie lebensgefährlichen UV-Strahlung.

Die GfbV ist mit ihrem Engagement in Tansania jedoch nicht alleine. Präsident Jakaya Kikwete adoptierte ein Kind mit Albinismus und hat eine "Albino"-Repräsentantin ins tansanische Parlament berufen, um eine öffentliche Debatte anzustoßen und Vorurteile in der Gesellschaft abzubauen. Diese vorbildliche Minderheitenpolitik in Tansania birgt die Hoffnung auf eine baldige soziale Akzeptanz der Menschen mit Albinismus. Dennoch bleibt vorerst gerade im ländlichen Raum die Sorge, dass Aberglaube und Medizinkult zu weiteren Morden an "Albinos" führen können.


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