08.08.2012

Hamburg soll sich mehr für Menschenrechte in seiner Partnerstadt Shanghai einsetzen

ChinaTime (9.-25.8.2012)

Hamburg soll sich mehr für verfolgte Menschenrechtler und politische Gefangene in seiner chinesischen Partnerstadt Shanghai einsetzen. Dies forderten in einem gemeinsamen Appell die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und die Tibet Initiative Deutschland, Regionalgruppe Hamburg, zum Auftakt der „ChinaTime“ in der Hansestadt. Bürgerrechtler und politische Gefangene setzen auf Hamburgs Stimme, um ein Ende der Menschenrechtsverletzungen in der boomenden chinesischen Metropole zu erreichen. 

Besonders erschütternd ist das Schicksal des angesehenen Bürgerrechtlers Feng Zhenghu, der seit fünfeinhalb Monaten isoliert von der Außenwelt illegal in seinem Haus festgehalten wird, hieß es in dem Appell. Sein Fall erinnert an den des blinden Bürger-rechtlers Chen Guangcheng, dessen spektakuläre Flucht in die US-Botschaft im April 2012 weltweit Aufsehen erregte. Seit dem 27. Februar 2012 wird die Wohnung von Feng Zhenghu von mehr als 20 Polizisten rund um die Uhr bewacht. Sie hindern ihn auch unter Einsatz von körperlicher Gewalt daran, das Haus zu verlassen. Freunde und Familienangehörige dürfen ihn nicht besuchen. Mit zahlreichen Kameras werden alle Bewegungen in dem Haus dokumentiert. Der 57 Jahre alte Wirtschaftswissenschaftler engagierte sich für die Rechte von Bittstellern, die aufgrund der Immobilienspekulationen in Shanghai ihre Wohnungen und Häuser verloren hatten. Weltweit bekannt wurde Feng Zhenghu jedoch durch seine Odyssee zwischen Japan und China. 2009/2010 lebte er drei Monate lang im Abfertigungsbereich des Flughafens von Tokio, nachdem ihm chinesische Behörden die Wiedereinreise in seine Heimat verwehrt hatten.

Bittsteller aus Shanghai werden regelmäßig verhaftet, wenn sie für ihre Rechte eintreten. Ende April 2012 wurden 450 Bittsteller aus der Partnerstadt von Hamburg in Peking festgenommen. Seit Dezember 2011 wurden mindestens 18 Falun-Gong-Anhänger in Shanghai inhaftiert, weil sie der von den Behörden verbotenen Meditationsbewegung angehören und versuchten, ihren Glauben zu praktizieren. Auch die Lage katholischer Christen ist nicht einfach. So bekam der neu geweihte katholische Bischof von Shanghai, Thaddeus Ma Daqin, im Juli 2012 große Probleme mit den Behörden. Er hatte angekündigt, sich der staatlichen Kontrolle entziehen zu wollen und fortan nicht mehr der offiziell anerkannten „Chinesischen Patriotischen Katholischen Vereinigung“ anzugehören. Viele Christen bewunderten den Mut des Geistlichen, gegen den seither ermittelt wird.