10.04.2013

Indonesien diskriminiert Christen beim Bau von Gotteshäusern

Christen, Schiiten und Ahmadiyyah demonstrieren gemeinsam für mehr Religionsfreiheit

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wirft den Behörden Indonesiens vor, Christen beim Bau von Gotteshäusern gezielt zu benachteiligen. Denn obwohl die meisten Moscheen und Kirchen in dem mehrheitlich von Muslimen besiedelten Inselstaat ohne Baugenehmigung betrieben werden, werden nur christliche Kirchen und Moscheen der Ahmadiyyah deshalb niedergerissen, nicht jedoch sunnitische Moscheen. „Diese Ungleichbehandlung durch die Behörden zeigt, dass es in Indonesien schlecht um die religiöse Toleranz gegenüber Minderheiten und um die Religionsfreiheit steht“, erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. „Indonesien sollte angesichts dieser erschreckenden Zahlen zum Schutz der Gläubigen endlich das Genehmigungsverfahren für den Bau von Gotteshäusern vereinfachen.“

Die Nationale Menschenrechtskommission Indonesiens (Komnas Ham) hatte am Dienstag festgestellt, dass 85 Prozent aller Moscheen und Kirchen im Land ohne Baugenehmigung betrieben werden. Insbesondere in ländlichen Gebieten fehlt dafür oft die rechtliche Grundlage. Da 88 Prozent der Bevölkerung muslimischen Glaubens sind, wurden mehr Moscheen als Kirchen illegal errichtet. Trotzdem ordnen lokale Behörden auf Druck religiöser Extremisten immer wieder an, christliche Kirchen zu zerstören. Zuletzt war eine Woche vor Ostern im Distrikt Bekasi in der Umgebung der Hauptstadt Jakarta ein Gotteshaus der Christlichen Protestantischen Batak Kirche niedergerissen worden.

Im gleichen Distrikt wurde am 4. April eine Moschee der Ahmadiyyah-Muslime gewaltsam von den Behörden geschlossen. Obwohl sich noch 30 Gläubige aus Protest in der Moschee aufhielten, wurde das Gebäude von Polizisten mit Stacheldraht abgesperrt und mit einem Eisentor versehen. Gläubige, die den in der Moschee ausharrenden Ahmadiyyah Nahrungsmittel bringen wollten, wurde von den Polizisten bedrängt und eingeschüchtert. Die Ahmadiyyah werden von den Sunniten nicht als Muslime angesehen, in Indonesien massiv aus der Gesellschaft ausgegrenzt und müssen oft auch um ihr Eigentum und Leben fürchten.

Aus Protest gegen die eskalierende Diskriminierung religiöser Minderheiten demonstrierten am vergangenen Montag rund 300 Christen, Ahmadiyyah und Schiiten gemeinsam in Jakarta für ein Ende der Gewalt und die Beachtung ihrer Glaubensfreiheit. Im Jahr 2012 wurden mindestens 264 gewalttätige Übergriffe auf Angehörige religiöser Minderheiten in Indonesien verübt.