03.04.2013

Indonesiens Religionsminister macht Christen für Schließung von Kirchen verantwortlich und schürt so Klima der Intoleranz

Glaubensfreiheit indonesischer Christen in Gefahr

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wirft Indonesiens Religionsminister Suryadharma Ali vor, sich nicht für den Schutz religiöser Minderheiten wie der Christen, Ahmadiyyah und schiitischer Muslime einzusetzen, sondern diese willkürlich zu diffamieren. „Der Religionsminister schürt mit seinem unverantwortlichen Verhalten ein Klima der Intoleranz, dass Indonesiens Ruf als aufstrebende Demokratie massiv beeinträchtigt“, kritisierte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. Der Minister hatte am Dienstag öffentlich Christen für die Schließung von Kirchen durch die Behörden verantwortlich gemacht. Außerdem warf er Christen vor, das Thema mit ihren Protesten unnötig zu politisieren, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

Rund 200 Gläubige der protestantischen Indonesischen Christlichen Kirche (GKI) und der Batak Christlichen Protestantischen Kirche (HKBP) hatten mit einem Oster-Gottesdienst unter freiem Himmel vor dem Palast des Staatspräsidenten in der Hauptstadt Jakarta am vergangenen Sonntag gegen die Schließung von Gotteshäusern demonstriert. Außerdem protestierten die Christen gegen die Zerstörung einer Kirche der HKBP im Bekasi Distrikt in der Umgebung von Jakarta. Die lokalen Behörden hatten die Kirche auf Druck radikaler Islamisten eine Woche vor Ostern niederreißen lassen, weil es keine behördliche Genehmigung für ihren Betrieb gab. Der Protest hatte weltweite Aufmerksamkeit gefunden.

„Das Schweigen des Religionsministers zu der Zerstörung der Kirche kann man nur als stillschweigende Zustimmung zu dem harschen Vorgehen der lokalen Behörden werten“, erklärte Delius. „Wer wenige Tage vor einem der bedeutendsten christlichen Feiertage eine Kirche mit Bulldozern niederreißen lässt, ist nicht an einem Ausgleich mit Christen interessiert, sondern sucht die Provokation und Ausgrenzung.“

Suryadharma Ali gilt wegen seiner Nähe zu radikalen Islamisten seit Monaten als umstritten. So hatte der Religionsminister, der auch der Vorsitzende der „United Development Party (PPP)“ ist, im Februar 2013 Anhängern von zwei radikal-islamischen Bewegungen angeboten, sich in seiner Partei zu engagieren. Ortsgruppen der PPP haben erst vor wenigen Tagen angekündigt, dass sie bei den anstehenden Wahlen nur Muslime als Kandidaten aufstellen werden, um den islamischen Charakter der Partei zu wahren.