19.09.2022

Internetportal tirejafrin lädt zum Treffen

Bericht über neue Aktivitäten zur Kultur Afrins

„Sprache, Kunst und Kultur sind Merkmale, durch die das Erbe und die Identität jeder Gemeinschaft gekennzeichnet werden. Verschwinden sie oder werden sie ausgelöscht, geht auch das kollektive Gedächtnis, mit dem damit verbundenen Wissen, dieser Gemeinschaft für immer verloren“, steht auf dem Internetportal „tirejafrin“ zu lesen. Die Website wurde von Abdulrahman Haji Othman (56), gegründet.

Am 23. September 2022 will das Internetportal „tirejafrin“ über ihre neuen Aktivitäten informieren. Das Portal lädt für diesen Tag zu einem Treffen in Hayat Event, zum Frenser Feld 1, 50127 in Bergheim bei Köln ab 17 Uhr ein. „Afrin darf nicht sterben. Erdogans Politik der Türkisierung und Islamisierung muss auch in der Diaspora entgegengetreten werden“, erklärt der GfbV-Nahostreferent Dr. Kamal Sido, der in Afrin geboren ist und in Bergheim dabei sein wird.

Haji Othman war einer der ersten Menschen, die einen PC Anfang 1990 nach Afrin brachten und ein Internetportal erstellten. Er bereiste die syrisch-kurdische Region Afrin Dorf für Dorf und Tal für Tal, um möglichst vieles zu erforschen und mit Ton und Bild zu dokumentieren. Nicht nur das Leben der muslimischen kurdischen Mehrheit, sondern auch der Alltag der wenigen kurdischen Aleviten und Yeziden wurden dokumentiert. Stimmen von Künstlern, Volkssängern, von weisen Frauen und Männern von Afrin wurden auf Tonbändern festgehalten.

Nach und nach wurde dieses unschätzbare Material hochgeladen und auch für die Menschen zugänglich gemacht, die aus Afrin stammen und im fernen Deutschland oder Australien zu Hause sind. Erst der syrische Bürgerkrieg und dann die völkerrechtswidrige türkische Besatzung der Region 2018 führten dazu, dass Haji Othman wie hunderttausende Kurden Afrins fliehen und ein neues Zuhause in Europa, Amerika oder Australien suchen mussten. Haji Othman persönlich ging nach Schweden.

Vom Exil aus versucht er nun, die in der Heimat begonnene Arbeit fortzusetzen. Die Bedeutung und Dringlichkeit dieser Arbeit hat gewaltig zugenommen. Denn die Sprache, Kunst und Kultur, die ganze Identität der Kurden in Afrin sind einer tödlichen Gefahr ausgesetzt: der türkischen Zwangsassimilation und Zwangsislamisierung. Es ist ein Wunder, dass Afrins Kultur Assads Diktatur überlebte. Ob sie die türkische und islamistische Unterdrückungsmaschinerie überlebt, ist ungewiss. Denn NATO-Regierungen sowie der internationale Islamismus finanzieren diese Maschinerie und unterstützen sie mit Waffen.