23.10.2017

Irak: Kurden protestieren weltweit gegen Angriffe und fordern dringend Hilfe

Kurden in Deutschland und weltweit gehen auf die Straße, um gegen Angriffe der irakischen Armee und schiitischer Milizen zu demonstrieren (Pressemitteilung)

Mahnwache der GfbV für Kurden 2016. Die Kurden fühlen sich von den USA, aber auch von anderen westlichen Regierungen im Stich gelassen. Sie fordern dringend Hilfe und Beistand, um den Vormarsch der irakischen Armee und der vom Iran unterstützten schiitischen Milizen auf ihre Städte und Dörfer stoppen zu können. Foto: GfbV

Aus Protest gegen die Angriffe der irakischen Armee und radikaler schiitischen Milizen auf Ortschaften im Nordirak gehen viele Kurden in Deutschland, Europa, USA, Kanada und Australien auf die Straße. Unter anderem werden Mahnwachen am Dienstag, dem 24.10.2017, vor der US-Botschaft in London, Paris, Rom und Berlin sowie vor den US-Generalkonsulaten in Düsseldorf, Frankfurt a. M. und Hamburg organisiert.

„Die Kurden fühlen sich von den USA, aber auch von anderen westlichen Regierungen im Stich gelassen. Sie fordern dringend Hilfe und Beistand, um den Vormarsch der irakischen Armee und der vom Iran unterstützten schiitischen Milizen auf ihre Städte und Dörfer stoppen zu können“, berichtete der Nahostreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Kamal Sido, am Montag in Göttingen. „Viele Kurden kritisieren auch die bisherige Politik der kurdischen Parteien im Irak. Sie verlangen, endlich ihre Streitereien, die auf dem Rücken der kurdischen Zivilbevölkerung geführt werden, zu beenden. Es ist höchste Zeit, eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden, die von allen Schichten der Bevölkerung sowie von ethnischen und religiösen Minderheiten anerkannt wird. Nur dann könnten irakische Kurden erfolgreich mit der Regierung in Bagdad verhandeln und strittige Fragen friedlich lösen“, sagte der Menschenrechtler.

Zwischenzeitlich berichten kurdische Medien, dass allein aus der Stadt und der Provinz Kirkuk rund 84.000 Kurden nach Erbil, die Hauptstadt von Irakisch-Kurdistan, geflohen sind. Aus Tuz Churmatu südlich von Kirkuk sollen 5.000 kurdische Familien vor Angriffen der irakischen Milizen geflüchtet sein. Der GfbV liegen viele Bilder vor, die das Ausmaß von Plünderungen, Zerstörungen und Brandstiftungen zeigen. Sowohl die nordirakische Ortschaft Tuz Churmatu als auch die erdölreiche Stadt Kirkuk wurden am 16. Oktober von der irakischen Armee erobert. 

In einer Erklärung der GfbV-Sektion Kurdistan/Irak vom 20. Oktober 2017 wird an die UN, die USA, Russland, EU und alle demokratischen Regierungen der Welt appelliert, alles dafür zu tun, den Vormarsch der irakischen Truppen und schiitischen Milizen zu stoppen. Diese Milizen stellten eine große Gefahr für die Existenz der ethnischen und religiösen Minderheiten in der Region dar. Ferner forderte die GfbV-Sektion eine friedliche Lösung für den Konflikt um die Zugehörigkeit der so genannten umstrittenen Gebiete zwischen Bagdad und Erbil gemäß dem Artikel 140 der irakischen Verfassung.