05.09.2018

Kamerun: Zu Beginn des Schuljahres Schüler und Lehrer entführt

„Die Zukunft Kameruns steht auf dem Spiel“ – Gewalt gegen Schulen sofort einstellen! (Pressemitteilung)

Schüler im Norden Kameruns. In der Stadt Bafut im Nordwesten des Landes wurden sieben Schülerinnen und Schüler sowie drei Lehrer von der anglophonen Minderheit gewaltsam entführt. Bild: ident.africa e.V. via Flickr CC BY-NC-ND 2.0

Nach der gewaltsamen Entführung von sieben Schülerinnen und Schülern sowie drei Lehrern im englischsprachigen Teil Kameruns hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ein Ende der Gewalt gegen Schulen in dem eskalierenden Bürgerkrieg gefordert. „Der zunehmende Sprachenstreit zwischen der anglophonen Minderheit und der französischsprachigen Mehrheitsbevölkerung darf nicht zu Angst und Schrecken an Kameruns Schulen führen. Wer Gewalt gegen minderjährige Zivilisten ausübt, schürt Traumatisierungen und spielt mit der Zukunft des Landes“, erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen.

Bewaffnete Kämpfer der anglophonen Minderheit hatten die Schülerinnen und Schüler sowie Lehrer eines kirchlichen Gymnasiums der Stadt Bafut im Nordwesten Kameruns zu Beginn des neuen Schuljahres am vergangenen Montag auf dem Nachhauseweg überfallen und entführt. Damit wollten die Kämpfer ihrer Forderung nach einem Unterrichtsboykott Nachdruck verleihen. Sie werfen dem Schulsystem vor, Angehörige ihrer Sprachminderheit gezielt zu diskriminieren. Da der Boykott-Aufruf mit Gewalt durchgesetzt werden soll, zögern Hunderttausende Eltern in den von der englischsprachigen Minderheit bewohnten Gebieten, ihre Kinder in die Schule zu schicken.

Der Rektor der Presbyterianischen Wissenschaftlichen Schule in Bafut wurde bei dem Überfall schwer verletzt. Am Dienstag wurden zwar die Lehrer und zwei gekidnappte Schüler freigelassen. Doch das Schicksal der fünf anderen entführten Schülerinnen und Schülern ist noch ungeklärt.

Viele Schulen in Kamerun haben seit Ausbruch des Bürgerkrieges im Jahr 2016 geschlossen, weil die Sicherheit von Kindern und Lehrpersonal nicht garantiert werden kann oder weil die Eltern ihre Kinder nicht mehr zum Unterricht schicken. Viele Lehrerinnen und Lehrer stehen vor leeren Klassenräumen.

Zwar hatten die Kämpfer der anglophonen Minderheit im August 2018 zugesichert, dass die Schulen wieder öffnen könnten, doch waren sie nicht dazu bereit, eine Sicherheitsgarantie für sie abzugeben. „Der Streit um die Marginalisierung der anglophonen Minderheit darf nicht auf dem Rücken von unschuldigen Schülerinnen und Schülern ausgetragen werden“, betonte Delius. „Der Schutz der Zivilbevölkerung vor schlimmsten Menschenrechtsverletzungen muss im Vordergrund stehen und auch von bewaffneten Kämpfern der anglophonen Minderheit garantiert werden.“

Headerbild: ident.africa e.V.