02.11.2021

Kein Bundesverdienstkreuz für Gideon Greif

Auszeichnung für Genozid-Leugner wäre unhaltbar

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier möchte dem Historiker Gideon Greif am 10. November das Bundesverdienstkreuz verleihen. Nach einem internationalen Aufschrei wird nun erneut überprüft, ob der für seine Holocaustforschung bekannte Historiker dafür geeignet ist – weil er den Genozid in Srebrenica leugnet. Greif war Vorsitzender einer umstrittenen Kommission in der Republika Srpska. Der Bericht dieser Kommission ist Geschichtsfälschung der übelsten Sorte, wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) auch in einem Brief an den Bundespräsidenten kritisiert: „Diese Auszeichnung für Herrn Greif wäre ein Schlag ins Gesicht der Überlebenden und der Nachkommen der Opfer von Srebrenica“, erklärt Jasna Causevic, GfbV-Referentin Genozid-Prävention und Schutzverantwortung. „Dass ein Staat, der diesen Genozid anerkannt hat, einen seiner vehementesten Leugner auszeichnet, wäre ausgesprochen paradox und würde Deutschlands Ansehen in der Welt schaden.“

Gideon Greif war Vorsitzender der sogenannten Unabhängigen Internationalen Kommission, die „das Leiden aller Menschen in der Region Srebrenica zwischen 1992 und 1995“ untersuchen sollte. Sie wurde von Milorad Dodik, dem nationalistischen Anführer der bosnsich-serbischen Partei SNSD und der Regierung der Republika Srpska eingerichtet. „Sämtliche internationalen Gerichte und anerkannten Kommissionen haben die Verantwortung der serbischen Seite für den Völkermord in Srebrenica bestätigt“, erinnert Causevic. „Da überrascht es nicht, dass eine von den Tätern eingerichtete Kommission zu einem Ergebnis kommt, dass ihre Weste reinwäscht. International sollte man eine solch verlogene und politisch spalterische Kommission und ihren Vorsitzenden nicht anerkennen – und schon gar nicht auszeichnen!“

Neben Geschichtsfälschung sei das Ziel der serbischen Nationalisten die Zerschlagung Bosniens und eine Staatsgründung der Republika Srpska, die sich dann dem serbischen Staat anschließen könnte. „Diese Entwicklung ist für den gesamten Westbalkan höchst gefährlich. Sie bedroht den fragilen Frieden in Bosnien und Herzegowina und macht erneute ethnisch motivierte Gewalt wahrscheinlicher. Noch kann Herr Steinmeier sich dieser Entwicklung entgegenstellen und die Verleihung des Preises verweigern. Es wäre ein wichtiges Signal, dass die Bundesrepublik weiterhin zu einem friedlichen Bosnien steht und die Versöhnung im Land unterstützen möchte“, so Causevic.

Den Brief an den Bundespräsidenten können Sie hier herunterladen.