02.05.2011

Letzte Zeitzeugen berichten über ihr Schicksal als "Wolfskinder" nach 1945

PRESSEEINLADUNG: Ostpreußische "Wolfskinder" aus Litauen in Göttingen und Hann.Münden

Als letzte Zeitzeugen werden 35 ostpreußische "Wolfskinder" aus Litauen am Mittwoch, den 11. Mai 2011, um 19.30 Uhr im Alten Rathaus von Göttingen über ihr Schicksal nach 1945 berichten. Organisiert wird die Veranstaltung von der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). Die Menschenrechtsorganisation hat die "Wolfskinder" eingeladen, auf ihrem Weg zu den Feierlichkeiten "20 Jahre Deutsch-Baltische Begegnungen" auf Schloss Stetten (Künzelsau) vom 10. bis 12. Mai in Südniedersachsen Station zu machen. Die Gruppe wird Göttingen und die Drei-Flüsse-Stadt Hann.Münden besuchen. Sie wird auch von einem "Wolfskind" erwartet, das im Landkreis Göttingen lebt.

Die sogenannten Wolfskinder sind Deutsche aus Königsberg und Umgebung. Sie waren Säuglinge, Kinder oder Jugendliche, als die Rote Armee 1945 die Stadt eroberte. Sie überlebten zwar den Schrecken der Besatzung, verloren jedoch ihre Eltern durch Mord, Vergewaltigungen, Verschleppungen, Hunger und Krankheiten. Unter den verwaisten Kindern hatte sich herumgesprochen, dass sie im benachbarten Litauen überleben könnten. Deshalb fuhren viele versteckt auf Güterzügen dorthin, irrten durch die Wälder, wurden schließlich meist von litauischen Familien aufgenommen und vergaßen ihre Herkunft. Erst nach 1989 erfuhren diese "Wolfskinder", woher sie kamen, und viele siedelten - oft mit litauischen Angehörigen - nach Deutschland über.

In Litauen gibt es nach Angaben des ehemaligen Vorsitzenden der Deutsch-Baltischen Parlamentariergruppe, Professor Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten, noch 86 "Wolfskinder". Die meisten von ihnen leben in sehr ärmlichen Verhältnissen. Sie bräuchten dringend eine Altersrente. Einige hoffen, dass Deutschland sie anerkennt und ihnen die deutsche Staatsangehörigkeit gewährt.

Göttingens Oberbürgermeister Wolfgang Meyer wird die "Wolfskinder" am Mittwochabend (11. Mai) im Alten Rathaus begrüßen. Sehr großzügig ist auch die Stadt Hann.Münden. Die Gäste werden Mittwochmittag vom Bürgermeister empfangen und anschließend zum Mittagessen eingeladen. Nach einer Stadtführung wartet auf sie eine Kaffeetafel der lutherischen Stadtkirchengemeinde.

Gastfamilien gesucht

Die GfbV sucht noch Gastfamilien für die "Wolfskinder" in Göttingen. Wer gastfreundlich ein oder mehrere dieser Menschen im Alter von 66 bis 81 Jahren für zwei Nächte (10.-12.Mai) beherbergen möchte, melde sich bitte unter Tel. 0551 499 06 16 bei der GfbV-Referentin Jasna Causevic.

Wir würden uns sehr darüber freuen, wenn Sie diese Bitte sowie den Termin unserer öffentlichen Informationsveranstaltung bekannt machen könnten. Sehr gern vermitteln wir Ihnen auch ein persönliches Interview mit einem oder mehrerer unserer Gäste.