08.05.2014

Mahnwache in Berlin gegen blutige Niederschlagung friedlicher Proteste in Äthiopien

Rund 80 Tote nach Demonstrationen von Schülern und Studenten

Oromo demonstrieren am 9.5.2014 vor dem Bundeskanzleramt; Foto: Sarah Reinke/GfbV


EINLADUNG ZUR MENSCHENRECHTSAKTION

vor dem Bundeskanzleramt in Berlin

am Freitag, den 9. Mai 2014,

von 9 Uhr an

Entsetzt über die brutale Reaktion der Sicherheitskräfte auf friedliche Demonstrationen in Äthiopien rufen in Deutschland lebende Angehörige der Oromo-Volksgruppe zu einer Mahnwache in Berlin auf. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) unterstützt diese Initiative. Die Menschenrechtsorganisation hatte bereits am Mittwoch die Hochkommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Navi Pillay, aufgefordert, eine Untersuchungskommission nach Äthiopien zu entsenden. Nach GfbV-Informationen sind dort in neun Universitätsstädten seit Anfang April rund 80 Schüler und Studenten gezielt erschossen worden. Allein in der vergangenen Woche hat es mindestens 50 Tote und 300 Verletzte gegeben. Mehr als 2.000 junge Menschen wurden willkürlich verhaftet.

Die Protestbewegung in Äthiopien wendet sich gegen die Ausweitung des Stadtgebietes der Hauptstadt Addis Abeba von derzeit 54.000 Hektar auf 1,1 Millionen Hektar Land. Die Gebietsreform trifft vor allem die Oromo-Bauern in einem Umkreis von mehr als 120 Kilometern um die Hauptstadt. Zehntausende Bauern fürchten ihre Vertreibung aufgrund neuer Siedlungs- und Investitionsprojekte. Tausende Bauern haben bereits ihren Lebensunterhalt verloren, nachdem in den vergangenen Jahren in der Umgebung von Addis Abeba gezielt Farmen für den Export von Rosen nach Europa angelegt wurden. Selbst regierungsnahe Oromo-Organisationen lehnen die Gebietsreform ab.

Die Oromo sind die größte Bevölkerungsgruppe in Äthiopien. Sie klagen jedoch seit Jahrzehnten über Diskriminierung in Wirtschaft und Gesellschaft sowie über schwere Menschenrechtsverletzungen. Denn wer für Menschenrechte der Oromo eintritt, gilt in den Augen der Sicherheitskräfte als Unterstützer von Oromo-Freiheitsbewegungen und als „Terrorist“.