03.08.2006

Massaker und schwerste Menschenrechtsverletzungen an Hmong in Laos

Menschenrechtsreport Nr. 42: Sie jagen uns wie Tiere

1. Eine Menschenrechts-Tragödie spitzt sich zu

In den letzten Monaten und insbesondere seit Mai 2006 haben die Hilferufe, die die internationale Öffentlichkeit aus dem Dschungel von Laos erreichen, dramatisch zugenommen: Laotische und vietnamesische Militäreinheiten führen gezielte Großoffensiven durch, um sämtliche Hmong-Gruppen aufzuspüren, die sich im Regenwald der Sperrzone Xaysomboun versteckt halten. Die Militärs betrachten diese Gruppen, die zum überwiegenden Teil aus unbewaffneten, völlig verängstigten Frauen und Kindern bestehen, als "Widerstandskämpfer", obwohl es seit Jahren keinerlei Anzeichen für bewaffneten Widerstand mehr gibt.

Die letzte Großoffensive fand im Juli 2006 statt - dabei wurden drei in den Wäldern vermutete Hmong-Gruppen gezielt von Militärs eingekesselt. Eine der Gruppen teilte der Filmemacherin und GfbV-Repräsentantin Rebecca Sommer über Satellitentelefon mit, dass 66 ihrer Mitglieder dabei getötet worden seien.

Seit vielen Jahren wiederholen sich Berichte über furchtbare Massaker, die an Hmong-Gruppen verübt werden, die sich im Dschungel der Xaisomboun Sonderzone versteckt halten. Das gesamte Ausmaß der menschenrechtlichen und humanitären Tragödie der in den Wäldern untergetauchten Hmong wurde von der Weltöffentlichkeit jedoch bis heute nicht wahrgenommen. Grund dafür ist vor allem, dass die laotischen Behörden das Gebiet, in dem sich die meisten Hmong versteckt halten, zum Sperrgebiet für Ausländer erklärt haben und nur wenige Nachrichten aus den Krisengebieten nach außen dringen konnten.

Eines der jüngsten Massaker an unbewaffneten Hmong fand am 6. April 2006 nahe der laotischen Stadt Vang Vieng statt. Dabei wurden mindestens 26 Frauen und Kinder?" darunter 12 Kinder unter 10 Jahren - von Soldaten niedergemetzelt. Vier weitere Personen wurden verletzt und fünf Babys verhungerten, weil sie nach dem Tod ihrer Mütter nicht mehr gestillt werden konnten. Die unbewaffneten Hmong waren massakriert worden, als sie außerhalb ihres Verstecks auf der Suche nach Nahrung waren (1).

Ein weiteres Massaker, über das glaubwürdige Berichte vorliegen, fand am 19. Mai 2004 in der Region Xaisomboun statt, als fünf unbewaffnete Hmong-Jugendliche, die sich auf Nahrungssuche befanden, von Soldaten aufgegriffen wurden. Die vier Mädchen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren wurden vergewaltigt, bevor sie ermordet wurden. Auch ihr 15 Jahre alter Bruder wurde getötet. Die Opfer wurden aus kürzester Entfernung verstümmelt. Die laotische Regierung stritt jede Verantwortung regulärer Soldaten für diese Menschenrechtsverletzungen ab. Ins Ausland geschmuggelte Filmaufnahmen belegen jedoch die Verstümmelungen der Jugendlichen.

Die wenigen schwer traumatisierten Flüchtlinge, die sich nach Thailand flüchten konnten, berichten von Tausenden Soldaten, die in den letzten Monaten die verbotene Sonderzone überfluteten und buchstäblich Jagd auf die versteckten Hmong-Gruppen machten. Dabei werden in der Regel zuerst Kampflugzeuge und Hubschrauber eingesetzt, um die Gruppen aus der Luft zu lokalisieren und sie mit chemischen Waffen und Granaten anzugreifen. In vielen Fällen folgen ein paar Tage später Angriffe durch Bodentruppen, die ohne jegliche Vorwarnung schweres Artilleriefeuer auf die fliehenden Menschen eröffnen.

Laut Zeugenaussagen von nach Thailand geflüchteten Hmong kam es aufgrund der massiven Militärpräsenz in der Region wiederholt zu grausamen Folterungen, Verstümmelungen und Vergewaltigungen an gefangen genommenen Hmong, die danach ausnahmslos getötet wurden.

Die furchtbare Gewalt machte auch vor Kindern nicht Halt: Hmong-Flüchtlinge berichten von Fällen, in denen Babys gegen Bäume geschlagen wurden und Kindern von vietnamesischen Soldaten der Bauch aufgeschlitzt wurde, sodass die Gedärme heraushingen. Die Kinder starben langsam und qualvoll, teilweise bei vollem Bewusstsein, während ihre verzweifelten Eltern versuchten, die heraushängenden Gedärme wieder in die Körper zu stopfen ?" ohne über medizinische Hilfsmittel zu verfügen und somit ohne jede Aussicht auf Erfolg.

Filmmaterial, das solche Gräueltaten belegt, wurde erst vor kurzem aus der verbotenen Sonderzone herausgeschmuggelt, und an die Repräsentantin der GfbV in New York, Rebecca Sommer, weitergeleitet.


Unseren Menschenrechtsreport können Sie hier herunterladen.