29.08.2018

Merkel soll sich in Nigeria für mehr Schutz von Christen einsetzen

Fulani-Konflikt ist gefährlicher als Boko-Haram-Terror: Mehr als 1.350 Tote seit Januar 2018 (Pressemitteilung)

Die nigerianische Regierung um Muhamadu Buhari soll sich für eine Lösung der Fulani-Krise einsetzen, um die christliche Minderheit im Land zu schützen. Bild: UN Photo/Amanda Voisard via Flickr CC BY-NC-ND 2.0

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat an Bundeskanzlerin Angela Merkel appelliert, sich in Nigeria für einen besseren Schutz bedrängter Christen vor Übergriffen muslimischer Fulani-Nomaden einzusetzen. „Die Bundeskanzlerin wird mit Nigerias Staatspräsident Muhamadu Buhari über den Boko-Haram-Konflikt sprechen. Doch inzwischen sterben viel mehr Menschen aufgrund der Fulani-Krise. Die Angriffe auf Bauerndörfer dürfen nicht länger straflos bleiben. Nigerias Regierung muss sich endlich ernsthaft um eine politische Lösung des Fulani-Konflikts bemühen“, erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. Die GfbV wies darauf hin, dass mindestens 1357 Menschen seit Januar 2018 bei Übergriffen von Fulani-Nomaden getötet wurden. Damit ist die Zahl der Opfer sechsmal höher als im Boko-Haram-Konflikt während des gleichen Zeitraumes. Die meisten Getöteten waren Christen.  

Nachdrücklich kritisierte die Menschenrechtsorganisation, dass Nigerias Behörden die Fulani-Krise nur als Sicherheitsproblem verstehen. So wurden 300 Soldaten und sieben Kampfhubschrauber im Juni 2018 zur Eindämmung der Gewalt im Zentrum des Landes stationiert. „Doch die Hubschrauber-Einsätze gegen Fulani-Nomaden schüren mehr Gewalt, als Sicherheit zu fördern“ warnte Delius. Denn die Soldaten eröffnen willkürlich das Feuer auf Zivilisten, die sie für Fulani-Nomaden halten. So wurden im August 2018 nach Armee-Angaben mindestens 21 mutmaßliche Fulani von Soldaten getötet. Auch von Christen bewohnte Dörfer wurden von Soldaten angegriffen.

Die Fulani-Krise ist nicht neu, aber sie eskaliert immer mehr, da die Regierung weitestgehend untätig geblieben ist. Statt lokal und regional den Dialog zwischen Nomaden und überwiegend christlichen Bauern zu fördern, hat man den sich zuspitzenden Konflikt lange schöngeredet. Der Klimawandel, knapper werdende Ressourcen an Weideland, mangelnde Entwicklung im Norden Nigerias und wachsende Viehherden schüren die Spannungen zwischen Nomaden und Bauern. Denn Nomaden drängen aus dem immer trockener werdenden Norden in den Süden, wo die meisten Landflächen von Bauern bewirtschaftet werden. „Es ist ein Armutszeugnis, wenn Nigerias Regierung keine andere Lösung einfällt, als die Nomaden unter Zwang anzusiedeln und zu assimilieren. Statt auf Rechtsstaatlichkeit und Dialog, setzt man auf Gewalt und Ausgrenzung. So sind neue Konflikte vorprogrammiert“, sagte Delius.

Headerbild: UN Photo/Amanda Voisard via Flickr