11.08.2022

MONUSCO-Mission im Kongo

Bericht über Vergewaltigungsopfer und ihre Kinder

Die zunehmenden Angriffe auf MONUSCO-Stützpunkte in der Demokratischen Republik Kongo sind aus Sicht der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wenig überraschend. Die teuerste UN-Mission aller Zeiten steht schon seit Jahrzehnten wegen Ineffizienz in der Kritik. „Dazu kommen Berichte über Vergewaltigungen und sexualisierte Ausbeutung der lokalen Bevölkerung“, berichtet Nadja Grossenbacher, GfbV-Referentin für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung. „Dieses systematische Problem ist den Vereinten Nationen seit Jahren bekannt. Sie haben daraus keine effektiven Konsequenzen gezogen.“

Ein gestern erschienener Forschungsbericht der Universität Birmingham befasst sich nun mit der Situation jener Kinder, die aus den Vergewaltigungen durch UN-Truppen entstanden sind. Der Großteil der Kinder habe kaum oder gar keinen Kontakt zu ihren leiblichen Vätern, viele wurden auch von ihren Müttern verstoßen. Denn auch die Mütter werden aufgrund der Vergewaltigungen und den daraus entstandenen Kindern häufig stigmatisiert und aus ihren Familien verstoßen. „Dieses Phänomen beobachten wir leider in vielen Konflikten. Aus Vergewaltigungen hervorgegangene Kinder leiden oft ihr Leben lang unter den Umständen ihrer Zeugung, genau wie ihre Mütter“, so Grossenbacher. „Dass die Väter und gleichzeitigen Sexualstraftäter auf der Gehaltsliste der UN stehen, macht den MONUSCO-Fall besonders schwer zu ertragen. Sie kommen meist ungestraft davon und lavieren sich aus der Verantwortung, ihre Nachkommen finanziell zu unterstützen.“

Der Großteil der Kinder lebt entsprechend in extremer Armut. Die Kinder selbst machen dem Forschungsbericht zufolge die Väter für ihre prekäre Lage verantwortlich. Viele der Kinder wünschen sich, ihre Väter zu finden, eine emotionale Bindung aufzubauen, Erklärungen für ihren Verstoß zu erhalten und auch ihre prekären materiellen Umstände zu verbessern. „Zunächst müssen die Vereinten Nationen sicherstellen, dass die Täter strafrechtlich verfolgt werden. Sie müssen sofort zur finanziellen Unterstützung ihrer Kinder verpflichtet werden“, fordert Grossenbacher. „Der Ruf der MONUSCO-Mission ist wahrscheinlich irreparabel beschädigt. Es wird Zeit, sie vollständig neu auszurichten und auch personell neu aufzustellen. Nur, wenn sie irgendwann ihre Funktion erfüllt und mehr nützt als schadet, werden die Menschen in der DRK ihre Angriffe einstellen.“