11.06.2014

Nicht Religion, sondern Diamanten schüren Bürgerkrieg

Zentralafrikanische Republik will Verkauf von Blutdiamanten legalisieren – Kimberley-Prozess gescheitert

Von der Legalisierung der Edelsteinexporte erhofft sich die Regierung eine Stabilisierung der schwer angeschlagenen Wirtschaft und eine Sicherung der rund 90.000 Arbeitsplätze von Diamantenschürfern. „Auch diese Maßnahme wird jedoch nichts daran ändern, dass in der Zentralafrikanischen Republik Politiker und Milizenführer auf Kosten der Zivilbevölkerung mit allen Mitteln um die Kontrolle der Diamantenminen kämpfen“, erklärte Delius. „Der Kimberley-Prozess hat sich nicht bewährt, weil auch nach der Suspendierung des Diamanten-Handels Edelsteine in großen Mengen aus dem Bürgerkriegsland illegal ausgeführt und mit falschen Herkunftszertifikaten nach Europa und Asien exportiert wurden. Daran sind nicht nur gewissenlose Schmuggler Schuld, sondern auch Diamantenhändler in Antwerpen, Genf, Zürich, Dubai und Mumbai (Bombay), die dubiose Herkunftszertifikate um des Profits Willen nicht hinterfragen.“

Eine geplante Reform des Edelsteinhandels, mit der 2013 die illegale Ausfuhr von Diamanten eingedämmt und ethische Standards in der Diamantenindustrie durchzugesetzt werden sollten, wurde für die Zentralafrikanische Republik zum Desaster. So ging der legale Handel mit Diamanten um zwei Drittel zurück, die illegale Ausfuhr eskalierte. Wurden aus dem Bürgerkriegsland im Jahr 2012 noch legal Edelsteine im Wert von 365.883 Karat exportiert, so waren es im Jahr 2013 nur noch 125.734 Karat. Das Land ist weltweit der zehntgrößte Produzent von Rohdiamanten.

„Trotz der Vorgaben und Kontrollen, die der Kimberley-Zertifizierungsprozess in Nachbarländern vorsieht, entstand ein schwunghafter Handel mit illegal aus der Zentralafrikanischen Republik ausgeführten Edelsteinen und gefälschten Herkunftszertifikaten“, berichtete Delius. Besonders über Kamerun und die Republik Kongo wurden Diamanten mit hunderttausenden Karat illegal aus dem Bürgerkriegsland ausgeführt. Selbst hochrangige Mitarbeiter der MISCA-Friedenstruppe aus afrikanischen Nachbarländern wurden in den vergangenen Wochen bei der illegalen Ausfuhr von Diamanten ertappt.


Ulrich Delius, der Afrikareferent der Gesellschaft für bedrohte Völker, ist erreichbar unter Tel. 0551 49906 27 oder afrika@gfbv.de.