16.04.2018

Nigeria: Verschleppte dürfen nicht vergessen werden

Mehr Initiativen für Freilassung der Geiseln gefordert (Pressemitteilung)

Auch Prominente wie z.B Michele Obama setzen sich für die Mädchen ein. Millionen Menschen engagierten sich unter dem Motto „Bring back our girls“ für ihre Freiheit. Foto: Xavier J. Peg via Flickr

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Nigerias Regierung aufgefordert, sich engagierter für die Freilassung von 112 Schülerinnen einzusetzen, die vor vier Jahren in Chibok von der radikal-islamischen Terrorgruppe Boko Haram verschleppt wurden. „Das Schicksal der Entführten ist ungewiss. Als Muhammadu Buhari im Mai 2015 Nigerias Präsident wurde, versprach er, die Chibok-Mädchen würden bald freikommen. Doch vier Jahre später warten 112 Verschleppte noch immer auf die Freiheit. Und ihre besorgten Eltern werden von den Behörden ignoriert“, erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen. „Nigerias Umgang mit dem Entführungsdrama ist einer Demokratie nicht würdig. So gibt es nur immer neue Versprechungen der Behörden, doch selbst engste Familienangehörige werden über den Fortgang der Ermittlungen und Initiativen der Behörden nicht informiert“.

Die christlichen und muslimischen Mädchen waren in der Nacht vom 14. auf den 15. April 2014 aus ihrem Internat in Chibok entführt worden. Von den 276 Schülerinnen gelang 57 während der ersten Stunden der Verschleppung der Flucht. Weitere 107 Chibok-Mädchen wurden später unter bislang ungeklärten Umständen ausgetauscht oder konnten sich selbst befreien. Von den 112 noch immer festgehaltenen Geiseln gab es im Januar 2018 ein letztes Lebenszeichen, als einige der Entführten in einem von Boko Haram verbreiteten Video erklärten, sie wollten ihre Geiselnehmer nicht verlassen.

In den ersten Jahren nach ihrer Verschleppung setzten sich führende Politikerinnen und Politiker aus aller Welt für ihre Freilassung ein. Michele Obama und die Friedensnobelpreisträgerin Malala waren ihre bekanntesten Fürsprecherinnen. Millionen Menschen engagierten sich unter dem Motto „Bring back our girls“ für ihre Freiheit. „Doch nun drohen die Chibok-Mädchen vergessen zu werden. Und Nigerias Politiker haben größtes Interesse, vor den Wahlen 2019 ihr Versagen im Kampf gegen Boko Haram nicht zum Thema zu machen“, erklärte Delius.

Eltern der Verschleppten beklagen sich darüber, dass das Schicksal ihrer Töchter in Nigerias Öffentlichkeit keine großen Debatten mehr auslöst. Doch nach der Verschleppung in Chibok gab es weitere spektakuläre Entführungen. Mehr als 1.000 Kinder und Jugendliche wurden von Boko Haram gekidnappt. Zuletzt wurden 110 Schülerinnen im Alter zwischen 11 und 19 Jahren am 19. Februar 2018 in Dapchi entführt. Sie kamen einen Monat später wieder frei.        



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